Nahost-Experte Steinbach: Netanyahu will ein "Großisrael"

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Der Nahost-Experte Udo Steinbach sieht eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahost-Konflikt in weiter Ferne.

Die Regierung von Premier Benjamin Netanyahu wolle "letztlich keine Zwei-Staaten-Lösung", sondern "eine Art Großisrael, den alten zionistischen Traum", sagte Nahost-Experte Udo Steinbach in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag in Berlin, wie Kathpress meldet. Deshalb treibe Netanyahu die Regierung den Siedlungsbau auf palästinensischem Gebiet immer weiter voran, so Steinbach, der mehr als 30 Jahre lang das Deutsche Orient-Institut in Hamburg geleitet hat. Solange dies weitergehe, sei eine Zwei-Staaten-Lösung ausgeschlossen.

Der "Schwarze Peter" liegt aus Steinbachs Sicht klar bei Israel. "Inzwischen wäre ja selbst Saudi-Arabien bereit, das Land anzuerkennen - vorausgesetzt, es stimmt einer fairen Gebietsabtrennung zu." Ein solches Abkommen würde Israelhassern wie Hisbollah und Hamas viel Wind aus den Segeln nehmen.

Die Aufnahme Hunderttausender Muslime hat das Ansehen Deutschlands in der arabischen Welt nach Einschätzung des Nahost-Experten positiv gestärkt. "Bei allen Problemen der Integration: Die Aufnahme dieser Menschen wird Deutschland in den arabischen Ländern ganz hoch angerechnet", sagte er. "Wann immer ich mit Politikern aus der Region rede, kommt die Willkommensgeste der Deutschen und Angela Merkels lobend zur Sprache."

Noch immer wirke auch das seit der Kaiserzeit existierende Image von Deutschland als Freund des Islam nach, so Steinbach. Berlin könnte vor diesem Hintergrund eine starke politische Rolle in der Region spielen, gerade bei der Friedensvermittlung. "Derzeit überlassen die Deutschen das Feld aber lieber anderen."

(APA)

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