Kolumbien: Wahlsieger Duque will Farc-Friedensvertrag ändern

Reuters
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Rechtskandidat Ivan Duque konnte die Stichwahl für sich entscheiden: Er hatte angekündigt, den Friedensvertrag mit der der linken Guerilla "in Stücke zu reissen", kündigte nun aber eine "versöhnliche Politik" an.

Nach der Präsidentenwahl in Kolumbien hat der siegreiche Rechtspolitiker Ivan Duque eine versöhnliche Politik gegenüber seinen Gegnern angekündigt. Gleichzeitig sprach er am Sonntag (Ortszeit) aber auch davon, das Friedensabkommen mit den FARC-Rebellen "korrigieren" zu wollen.

"Der Frieden, nach dem wir streben, der Korrekturen erfordert, wird Korrekturen haben, damit die Opfer im Zentrum dieses Prozesses stehen, um Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu garantieren", sagte der Kandidat der ultrarechten Partei Demokratisches Zentrum (Centro democratico, CD) nach seinem Sieg vor Anhängern in seiner Wahlkampfzentrale.

"Ich werde alles daran setzen, das Land zu einen", sagte der 41-Jährige. "Die Zeit ist gekommen, um echten Wandel zu schaffen." Er kündigte eine Zukunft der "Rechtmäßigkeit, Unternehmensfreiheit und Gerechtigkeit" an.

"Werde nicht mit Hass regieren"

Mit 54 Prozent der Stimmen triumphierte Duque über den Links-Populisten Gustavo Petro. Dass aber ein Linker überhaupt in die Stichwahl kam, gilt Beobachtern schon als beachtlich in dem südamerikanischen Land. Es war die erste Präsidentenwahl seit der Unterzeichnung eines Friedensabkommens mit den FARC-Rebellen. Die Vereinbarung von 2016 zog einen Schlussstrich unter einen fünf Jahrzehnte währenden Konflikt.

"Ich werde nicht mit Hass regieren", versprach Duque. Wenn er im August das Präsidentenamt übernimmt, steht er allerdings vor großen Herausforderungen. Dazu gehört ein Flüchtlingsansturm aus dem benachbarten, immer mehr verarmenden Venezuela. In Kolumbien haben sich Drogen-Gangs zudem in Gebieten ausgebreitet, die früher unter der Kontrolle von FARC-Rebellen waren. Die schwache Konjunktur will Duque mit einer weiter wirtschaftsfreundlichen Politik ankurbeln.

Duques unterlegener Rivale Petro stellte dagegen das bestehende Wirtschaftssystem und die Herrschaft der traditionellen Eliten infrage. Er wollte sich für die Belange der Armen einsetzen und das Land zudem unabhängiger von seinen beiden wichtigen Exportgütern Öl und Kohle machen. Nach seiner Niederlage rief Petro zwar seine Anhänger zu Protesten auf, falls sie Anzeichen für Wahlbetrug sähen. Der 58-Jährige akzeptierte aber das Votum und kündigte an, sich der Oppositionsarbeit zu widmen.

FARC-Abkommen soll geändert werden

Der Chef der Rebellen-Bewegung FARC, Rodrigo Londono, gratulierte dem designierten Präsidenten auf Twitter. Er erklärte, die Entscheidung der Wähler zu respektieren, und rief ebenfalls zur Versöhnung auf.

Doch der künftige Präsident, ein Ziehsohn des ehemaligen Hardliner-Präsidenten Alvaro Uribe, will sich das Friedensabkommen mit der FARC noch einmal vornehmen. So will er ehemalige Rebellen wegen Kriegsverbrechen ins Gefängnis bringen. Kritiker fürchten deshalb, dass es zu einem Wiederaufflammen der Gewalt kommen könnte. Für die Friedensvereinbarung war der amtierende Präsident Juan Manuel Santos mit dem Friedensnobelpreis geehrt worden. Er darf nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten.

(APA/Reuters/AFP)

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