Anschlag auf Venezuelas Staatschef - mehrere Soldaten verletzt

Nicolás Maduro und seine Frau Cilia Flores im Moment des Anschlags
Nicolás Maduro und seine Frau Cilia Flores im Moment des Anschlags(c) Reuters
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Während einer Militärparade war eine Explosion zu hören, Soldaten und Zuseher liefen auseinander. Nicolas Maduro blieb unverletzt - und bezichtigt Kolumbien. Im Internet veröffentlichte die "Nationale Bewegung der Flanell-Soldaten" ein Bekennerschreiben.

Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro hat einen Anschlag während einer - live im Fernsehen ausgestrahlten - Militärparade unversehrt überstanden. Dies teilte Regierungssprecher Jorge Rodríguez in der Nacht auf Sonntag in der Hauptstadt Caracas mit. Sieben Soldaten seien verletzt worden. Bei der Übertragung im Staatsfernsehen war zuvor eine Explosion während der Rede Maduros vor tausenden Soldaten zu hören gewesen.

Maduro sprach gerade über Wirtschaftsthemen, als in der TV-Übertragung zunächst der Ton ausfiel. Der Präsident und andere Personen auf dem Podium - darunter seine Frau Cilia Flores - blickten nach oben und sahen erschrocken aus. Die Kamera schwenkte auf Soldaten, die anfingen zu laufen. Noch zu sehen waren Zuhörer der Rede, die plötzlich panisch weg rannten. Danach wurde die Übertragung abgebrochen.

Zuseher und Soldaten rennen durcheinander
Zuseher und Soldaten rennen durcheinanderAPA/AFP/VENEZUELAN TELEVISION (V

Wenige Stunden später meldete sich die Staatsspitze wieder zu Wort. "Das war einen Anschlag gegen die Person des Präsidenten Nicolás Maduro", ließ der Präsident über Rodríguez im staatlichen Rundfunksender VTV verkünden. Maduro sei unverletzt geblieben und arbeite nun weiter.

Maduro beschuldigt Kolumbien

Laut Rodríguez wurden bei dem Anschlag Drohnen eingesetzt worden. Wie venezolanische Medien ergänzten, sollen die Drohnen mit Sprengstoff gefüllt gewesen sein - dazu gab es bisweilen aber keinen offiziellen Kommentar.

Bald darauf meldete sich Maduro selbst wieder zu Wort und bezichtigte seinen kolumbianischen Amtskollegen Juan Manuel Santos der Urheberschaft des Attentatsversuchs. "Ein Teil der Verantwortlichen dieses Attentats sind bereits gefasst worden", sagte er in einer Fernsehansprache. Er sei sich sicher, dass man ihn ermorden wollte. "Ich hege keine Zweifel, dass dahinter die extreme Rechte und Juan Manuel Santos stecken", fügte der Sozialist hinzu.

Wenige Stunden nach der Parade meldet sich Maduro wieder zu Wort.
Wenige Stunden nach der Parade meldet sich Maduro wieder zu Wort. REUTERS

Mehrere Täter seien gefasst worden, wurde mitgeteilt. Es gebe zudem Hinweise, dass einige Finanziers und Planer des Anschlags in Florida lebten. Er hoffe auf die Kooperation der Regierung von US-Präsident Donald Trump. "Diese Drohne galt mir, aber es gab einen Schutzschild der Liebe", sagte Maduro. "Ich bin mir sicher, dass ich noch viele Jahre leben werde."

"Nationale Bewegung der Flanell-Soldaten" bekennt sich

Sonntag früh, nach mitteleuropäischer Zeit, bekannte sich eine bisher unbekannte Gruppe zu der Tat. Es verstoße gegen die "militärische Ehre", eine Regierung zu unterstützen, die "die Verfassung vergessen und aus dem Staatsdienst einen obszönen Weg zur Selbstbereicherung gemacht hat", hieß es in einer im Internet veröffentlichten Erklärung. Unterzeichnet war sie von einer "Nationalen Bewegung der Flanell-Soldaten".

Venezuela leidet seit langem unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Das Land mit den größten Ölreserven der Welt kämpft mit einer Hyperinflation, wegen mangelnder Devisen kann Venezuela kaum noch Lebensmittel und Medikamente importieren. Hunderttausende Venezolaner sind in den vergangenen Monaten vor Elend und Unterdrückung in die Nachbarstaaten geflohen.

Maduro wird außerdem das Errichten einer Diktatur vorgeworfen. Im vergangenen Jahr schaltete der Sozialist das von der Opposition dominierte Parlament aus, im Mai ließ er sich für eine weitere fünfjährige Amtszeit bei einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigen. Die Wahl wurde von der Europäischen Union, den USA und vielen Nachbarstaaten nicht anerkannt.

(APA/AFP/dpa/EFE/Reuters/Red.)

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