US-Höchstrichterkandidat: Studienkollege wirft Kavanaugh Lügen über Alkoholkonsum vor

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Brett Kavanaugh habe das Ausmaß seines Alkoholproblems vor dem US-Senat heruntergespielt, sagt ein US-Professor. Kavanaugh habe lediglich ein "kleines Alkoholproblem", verteidigt ihn Donald Trump.

Noch läuft eine FBI-Untersuchung zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den Supreme-Court-Anwärter Brett Kavanaugh - doch die Republikaner planen bereits die finale Entscheidung über dessen Berufung ans höchste US-Gericht. Der US-Senat soll noch diese Woche endgültig über die Kandidatur des umstrittenen Richter-Kandidaten abstimmen, sagte der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell.

Dabei werden die Ermittler wohl auch die Aussagen Kavanaughs vor dem Justizausschuss des US-Senats vergangene Woche unter die Lupe nehmen. Dort hatte er bei einer Anhörung die Vorwürfe sexueller Gewalt ebenso zurückgewiesen wie den Vorwurf, er habe ein Alkoholproblem. Ein früherer Studienfreund des umstrittenen Richterkandidaten ist jedoch nicht von der Integrität Kavanaughs überzeugt.

Er bezichtigte ihn am Montag im Hinblick auf seinen Alkoholkonsum gelogen zu haben. Kavanaugh habe "nicht die Wahrheit gesagt, als er die Möglichkeit leugnete, dass er je vom Trinken einen Blackout hatte, und als er das Ausmaß und die Häufigkeit seines Trinkens heruntergespielt hat", sagte Chad Ludington am Montag. Bereits am Sonntag hatte der heutige Professor an der North Carolina State University Kavanaugh vorgeworfen, betrunken "kampflustig und aggressiv" gewesen zu sein. 

US-Präsident Donald Trump stellte sich am Montag auch in dieser Hinsicht hinter seinen Kandidaten. Kavanaugh habe bloß ein "kleines Problem mit Alkohol" in der Vergangenheit gehabt. "Ich war überrascht, wie lautstark er sich zu der Tatsache äußerte, dass er Bier mag", sagte Trump.

Trump: "Hoffe, dass er bestätigt wird"

Der Justizausschuss des US-Senats hatte die Berufung Kavanaughs an den Supreme Court am Freitag mit einer Stimme Mehrheit empfohlen - trotz der Missbrauchsvorwürfe gegen den Richter. Der Justizausschuss hatte die Ernennung Kavanaughs am Freitag durchgewinkt, aber eine erneute Untersuchung des FBI gefordert.

Das FBI soll den Vorwürfen nun innerhalb weniger Tage auf den Grund gehen. Trump beteuerte, die Ermittler hätten dabei völlig freie Hand. "Ich denke, das FBI sollte tun, was es tun muss, um an die Antworten zu kommen", sagte der US-Präsident am Montag bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Allerdings sollten die Befragungen in einem "angemessenen Rahmen" bleiben. "Wir wollen keine Hexenjagd machen." Das Weiße Haus folge den Wünschen des US-Senats. "Die eine Sache, die ich will, ist Schnelligkeit."

Trump stellte sich zwar erneut hinter seinen Wunschkandidaten für den Supreme Court, er sagte aber mit Blick auf die FBI-Ermittler auch: "Wenn sie etwas finden, werde ich das sicherlich berücksichtigen. Ich bin sehr unvoreingenommen." Er fügte hinzu: "Ich will nicht über einen Plan B reden. Ich hoffe, dass er bestätigt wird." Auf die Frage, ob das FBI bei den Ermittlungen auch Kavanaugh befragen sollte, sagte Trump: "Ich denke schon."

Heftige parteipolitische Kämpfe

Unmittelbar nach der FBI-Untersuchung soll der Senat - nach dem Willen der Republikaner - schnell über die Personalie abstimmen. Die Kammer hat hierbei das letzte Wort. Bekommt das FBI eine volle Woche für die Untersuchung, wäre der früheste Termin für eine Abstimmung der kommende Freitag. Die Republikaner haben im Senat allerdings nur eine hauchdünne Mehrheit. Und einzelne republikanische Senatoren sind angesichts der Vorwürfe ins Zweifeln gekommen, ob Kavanaugh der richtige Kandidat für einen der einflussreichsten Richterposten des Landes ist. Es ist daher nicht gesichert, ob er dort am Ende die nötige Mehrheit bekommt.

Die Personalie Kavanaugh ist Gegenstand heftiger parteipolitischer Kämpfe. Die Demokraten haben generell große Vorbehalte gegen den erzkonservativen Richter. Falls es ihnen gelingt, Kavanaughs Bestätigung hinauszuzögern, bis sich nach der Kongresswahl am 6. November möglicherweise die Mehrheitsverhältnisse im Senat ändern, könnten sie Kavanaugh Ernennung vielleicht verhindern. Die Nachbesetzung des vakanten Sitzes im Supreme Court mit Kavanaugh könnte dem obersten Gericht auf viele Jahre ein konservatives Übergewicht geben. Die Richter dort werden auf Lebenszeit ernannt.

(APA/dpa)

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