Wer wird Trumps neuer UN-Botschafter?

Nach dem überraschenden Rücktritt von Nikki Haley gibt es fünf mögliche Kandidaten. Donald Trumps früherer Vize-Sicherheitsberaterin werden dabei gute Chancen eingeräumt.

US-Präsident Donald Trump sucht nach der überraschenden Rücktrittsankündigung seiner UNO-Botschafterin Nikki Haley nach einem Nachfolger für den wichtigen Posten im Rang eines Regierungsmitglieds. Trump sprach am Dienstag von fünf möglichen Kandidaten, unter ihnen seine frühere Vize-Sicherheitsberaterin Dina Powell. Eine Entscheidung solle "in den kommenden zwei bis drei Wochen" verkündet werden.

Wer neben Powell in der engeren Auswahl für den Spitzendiplomatenposten bei den Vereinten Nationen ist, sagte Trump nicht. Der derzeitige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, sei zwar nicht darunter; er könnte aber auch ihn in Betracht ziehen, sagte der US-Präsident. Der enge Vertraute Trumps hatte für Irritationen gesorgt, als er Anfang Juni zur Stärkung von konservativen Anti-Establishment- Bewegungen in ganz Europa aufrief.

Trump brachte sogar seine eigene Tochter Ivanka ins Spiel. Als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen wäre sie eine "Wucht", sagte der Präsident. Er würde sich mit einer Nominierung aber dem Vorwurf der "Freunderlwirtschaft" aussetzen. Ivanka Trump selbst betonte, Trump werde einen "großartigen" Ersatz für Haley finden. "Dieser Ersatz werde nicht ich sein", fügte sie hinzu.

Trump hatte am Dienstag bei einem gemeinsamen Auftritt mit Haley im Weißen Haus angekündigt, dass die UNO-Botschafterin "eine Auszeit nehmen" wolle. Darüber habe sie ihn bereits vor einem halben Jahr informiert. Haley verlasse den Posten mit Jahresende, sagte Trump und dankte ihr für ihre "fantastische Arbeit" als UNO-Botschafterin.

Haley äußerte sich nicht zu ihren Beweggründen und sagte nur, es sei "wichtig zu wissen, wann die Zeit zu gehen gekommen" sei. Sie wies aber Spekulationen von US-Medien zurück, sie strebe für 2020 eine Präsidentschaftskandidatur an und wolle bei Vorwahlen der Republikaner gegen Trump antreten. Sie werde sich vielmehr für die Wiederwahl Trumps einsetzen, sagte sie.

Teure Geschenke?

Als eine mögliche Erklärung für den Rücktritt gilt, dass Haley sich nach einem besser bezahlten Job in der Privatwirtschaft umschauen könnte. Dafür spricht, dass sie Schulden hat, unter anderem eine Million Dollar (874.508,09 Euro) für eine Hypothek.

Erst am Montag waren zudem Vorwürfe laut geworden, Haley habe teure Geschenke angenommen und womöglich nicht korrekt deklariert. Dabei ging es vor allem um Flüge in einem privaten Luxus-Jet. Haley soll deren Wert viel zu niedrig angegeben haben.

Der Rücktritt ist eine große Überraschung und soll Medienberichten zufolge auch Außenminister Mike Pompeo völlig unvorbereitet getroffen haben. Pompeo bezeichnete Haley bei einem kurzen Auftritt vor Journalisten als "großartige Partnerin", Nachfragen zu der Personalie lehnte er aber ab. Haley selbst sagte, sie habe Trump schon vor einem halben Jahr ihren Wunsch nach einer Auszeit mitgeteilt.

imago/UPI Photo

Die frühere Gouverneurin von South Carolina war seit Jänner 2017 UNO-Botschafterin ihres Landes - ein wichtiges Amt, das in den USA Kabinettsrang hat. Als Tochter indischer Einwanderer ist die 1972 geborene Haley - ihr voller Name lautet Nimrata Nikki Randhawa Haley - eine Ausnahmeerscheinung bei den Republikanern, deren Spitzenpersonal hauptsächlich aus europäischstämmigen weißen Männern besteht.

Für den Botschafter-Posten in New York brachte Haley zwar wenig außenpolitische Erfahrung mit. Sie profilierte sich aber schnell als wortgewandte Fürsprecherin von Trumps harter Linie in der US-Außenpolitik.

Im Wahlkampf vor der Präsidentschaftswahl 2016 hatte Haley noch Kritik am Kandidaten Trump geübt. Vorsichtige Kritik am US-Präsidenten äußerte sie dann im Sommer 2017, als sich der Präsident ihrer Ansicht nach nicht ausreichend von Neonazis distanzierte, die in Charlottesville im Bundesstaat Virginia aufmarschiert waren.

Mit Haley verliert Trump eine weitere wichtige außenpolitische Mitarbeiterin. Wechsel gab es bereits in den Ämtern des Außenministers und des Nationalen Sicherheitsberaters.

(APA)

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