Ukraine: "Es gibt keinen Willen, diesen Konflikt zu beenden"

Alexander Hug
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Alexander Hug, Vizechef der OSZE-Monitoring-Mission, geht. Ein Brite folgt ihm nach. Hugs Fazit fällt am letzten Arbeitstag nüchtern aus.

Kiew. Alexander Hug ist bekannt dafür, ein Faible für brenzlige Orte zu haben. Seine letzte große Dienstreise als Vizechef der OSZE-Monitoringmission SMM führte ihn in der Vorwoche noch einmal an alle Brennpunkte des Kriegs in der Ostukraine: in die abtrünnigen Großstädte Luhansk und Donezk genauso wie in Dörfer, die als Hotspots Berühmtheit erlangt haben, Schirokine etwa. Sechs Tage, beiderseits der Kontaktlinie, Hunderte von Kilometern im Helikopter, in gepanzerten Jeeps und mit einer Entourage an Journalisten.

„Es gibt keinen Willen, diesen Konflikt zu beenden.“ So lautete das nüchterne Fazit Hugs am Mittwoch, seinem letzten Arbeitstag. Der Schweizer widersprach der Moskauer Sichtweise, dass der Konflikt rein innerukrainisch sei. Der Krieg im Donbass sei „kein einheimischer Konflikt“, so Hug, dessen Tätigkeit für die OSZE nach zehn Jahren nicht mehr verlängert werden kann. In der Ukraine nahm er seine Arbeit als Deputy Chief Monitor zu Beginn der Krise im Frühling 2014 auf. Die Mission wuchs als Reaktion auf den eskalierenden Konflikt und umfasst heute 734 internationale Beobachter, rund 600 davon im Osten des Landes. Österreich stellt derzeit zehn Beobachter.

Insider bescheinigen der Mission, unter widrigen Umständen das Maximum zu leisten. Die schiere Länge der Kontaktlinie von knapp 450 Kilometern erschwert eine effektive Beobachtung der Verletzungen des im Februar 2015 ausgehandelten Waffenstillstands. Zudem werden die unbewaffneten Monitore immer wieder bedroht. Beide Konfliktparteien werfen der OSZE-Mission Parteilichkeit vor. Die Mission ist kein gewichtiger Akteur. Dennoch leistet sie wichtige Dokumentationsarbeit, auf die Hug den Schwerpunkt legte. Es regte sich auch die Kritik, dass die humanitären Möglichkeiten in dieser eher engen Definition der Aufgaben nicht ausgeschöpft wurden. Hug war intern nicht unumstritten. Zwischen ihm und Missionschef Ertuğrul Apakan war das Verhältnis dem Vernehmen nach sehr angespannt. Hug war wegen seiner regelmäßigen Medienauftritte das Gesicht einer gesichtslosen Mission.

Sein Nachfolger ist der Brite Mark Etherington, der für die OSZE bereits in der Ukraine tätig war. Die Kooperation mit der Missionsleitung sollte künftig glatter laufen, gilt er doch als Apakans Wunschkandidat. (som)

(APA)

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