Sie wollen nicht, dass sie frei ist: Der Fall der Christin, die vor acht Jahren wegen angeblicher Gotteslästerung verurteilt worden war, sorgt für Proteste und Festnahmen.
Pakistans Behörden haben am Samstag Hunderte Unterstützer eines radikalen Klerikers festgenommen, die gegen dessen Inhaftierung protestierten. Stunden nach der Festnahme des Chefs der Islamistenpartei Tehreek-e-Labaik (TLP), Khadim Hussain Rizvi, seien mehr als 300 seiner Anhänger in der Provinz Punjab inhaftiert worden, um "die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten", teilte die Polizei mit.
Rizvis Partei hatte die Proteste gegen den Freispruch der Christin Asia Bibi vom Vorwurf der Gotteslästerung angeführt. Am frühen Samstag gab es in der südlichen Hafenstadt Karachi Zusammenstöße zwischen pakistanischen Paramilitärs und Demonstranten. In einem am Freitag veröffentlichten Video rief ein hochrangiger TLP-Funktionär erneut zu Protesten auf. Die Polizei habe dutzende Partei-Mitarbeiter in Karachi und Lahore festgenommen, sagte Pir Afzal Qadri in seiner Videobotschaft.
"Gesetz kann nicht Einzelnen überlassen werden"
Rizvi sei von der Polizei vor einer für Samstag in Islamabad geplanten Kundgebung in "Schutzhaft" genommen und in ein "Gästehaus" gebracht worden, erklärte der pakistanische Informationsminister Fawad Chaudhry. Es handle sich dabei um eine Maßnahme zur "Sicherung des öffentlichen Lebens, Eigentums und der Ordnung".
Die Festnahme habe nichts mit dem Prozess gegen Bibi zu tun, versicherte der Minister. "Das Gesetz soll seinen Lauf nehmen und es kann nicht Einzelnen überlassen werden", fügte er hinzu.
Die Provinzregierung in Punjab teilte mit, der Geistliche bleibe für 30 Tage in Gewahrsam. Es gebe "glaubhafte" Informationen, dass er Recht und Ordnung beeinträchtigen könnte. In alle größeren Städten der Provinz wurden Polizeieinheiten entsandt, um jegliche "störende Vorfälle" zu vermeiden. Politische Zusammenkünfte wurden verboten.
Bibi konnte Pakistan bisher noch nicht verlassen
Der Fall der Christin Bibi hatte international für Aufsehen gesorgt. Sie wurde vor acht Jahren wegen angeblicher Gotteslästerung in Pakistan zum Tode verurteilt und saß seitdem in Haft.
Zwar hob das Oberste Gericht des Landes Ende Oktober das Todesurteil auf und sprach sie von allen Vorwürfen frei, doch konnte sie wegen massiver Proteste von Islamisten ihre Heimat bisher nicht verlassen. Deutschland ist als mögliches Aufnahmeland für die Christin im Gespräch.
Visum für Österreich?
Am Samstag forderte der Parlamentsklub "Jetzt", vormals "Liste Pilz", die Bundesregierung in einer Aussendung "zur Unterstützung und zum Schutz" von Bibi auf. "Asia Bibi sollte dringend ein Visum nach Österreich ermöglicht werden", so Alma Zadic, außenpolitische Sprecherin von "Jetzt", im Vorfeld des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.
Sie rief Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) dazu auf, in der kommenden Woche eine verbindliche Erklärung für Österreich abzugeben. "Sollte nächste Woche keine Lösung gefunden werden, brauchen wir einen dringenden Antrag der Opposition", teilte Zadic mit und wies darauf hin, dass ein offener Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und die Regierung, in dem der Schutz von Bibi gefordert werde, zur Unterzeichnung aufliege.
Zuvor hatte Kardinal Christoph Schönborn einen Appell an die österreichische Bundesregierung gerichtet, Bibi ein Visum auszustellen und ihr damit Zuflucht in Österreich anzubieten. "Ich bitte die Bundesregierung um ein Zeichen der Humanität: Bieten wir Asia Bibi rasch und unkompliziert eine Zuflucht in Österreich", hieß es in einer Aussendung am Donnerstag laut "Kathpress".
(APA/AFP)