Spaniens früherer König empört mit Foto mit saudischem Prinzen

Kronprinz Mohammed bin Salman (r.) sowie Ex-König Juan Carlos
Kronprinz Mohammed bin Salman (r.) sowie Ex-König Juan CarlosREUTERS
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Juan Carlos ließ sich mit Mohammed bin Salman ablichten. Türkische Behörden untersuchen eine Villa, die einem Freund bin Salmans gehört. Der Kronprinz steht im Verdacht, in dem Mord an Khashoggi verwickelt zu sein.

Spaniens früherer König Juan Carlos hat mit einem Foto vom Formel-1-Rennen in Abu Dhabi Empörung ausgelöst. Der 80 Jahre alte Ex-Monarch ließ sich am Sonntag am Rande des Saisonfinales mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman ablichten. Dieser steht im Verdacht, in den Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul verwickelt zu sein.

Das Foto der beiden wurde vom saudischen Außenministerium per Twitter verbreitet. Die Zeitung "El Mundo" nannte das Bild "ein Foto der Schande, das nie hätte entstehen dürfen". Der Generalsekretär der rechtsliberalen Partei Ciudadanos, José Manuel Villegas, sagte: "Das war nicht der Moment, in dem man so ein Treffen oder ein solches Foto herstellen sollte." So werde das internationale Ansehen Spaniens beschädigt, klagte die linke Partei Podemos. Die Sozialistische PSOE von Regierungschef Pedro Sanchez forderte das Königshaus auf, "eine Erklärung zum Sachverhalt zu liefern". Das Treffen sei "streng protokollarisch" gewesen und habe keine "institutionelle Tragweite", hieß es darauf nach Angaben der Nachrichtenagentur Europa Press vom Palast.

Juan Carlos hatte 2014 zugunsten seines Sohns Felipe VI. abgedankt. Er pflegt schon lange enge Kontakte zur saudischen Königsfamilie. In Abu Dhabi stattete er zudem Landsmann Fernando Alonso einen Besuch ab, der sich mit dem Saisonabschluss aus desr Formel 1 verabschiedete.

Türkische Behörden nehmen Villa ins Visier

Unterdessen stellte sich jene Villa, die von den türkischen Behörden untersucht worden ist, als ein Gebäude heraus, das einem Freund bin Salmans gehört. Die Zeitung "Hürriyet" berichtete am Dienstag, türkische Ermittler hätten sich am Montag zehn Stunden lang mit Spürhunden und Drohnen die Residenz und angrenzende Villa des saudiarabischen Geschäftsmanns in der nordwestlichen Provinz Yalova vorgenommen. Die Nachrichtenagentur DHA meldete, die Villa gehöre Mohammed Ahmed al-Fawsan, der das Grundstück 2014 erworben habe. In einem "Hürriyet"-Video sind große Porträts des saudi-arabischen Königs Salman und des Thronfolgers an einer Wand der Villa zu sehen. Die zweite Villa befindet sich DHA zufolge im Besitz eines Unternehmens namens Omary Tourism Gida. Die beiden Gebäude wurden demnach illegal errichtet. Laut "Hürriyet" inspizierte die Polizei drei Brunnen auf dem Grundstück.

Khashoggi war am 2. Oktober verschwunden, nachdem er das saudi-arabische Konsulat in Istanbul betreten hatte. Erst nach wochenlangem internationalem Druck gab die Führung in Riad schließlich zu, dass Agenten des Königreichs den Journalisten töteten. Nach Angaben der saudi-arabischen Staatsanwaltschaft sollten die Agenten ihn nach Saudi-Arabien bringen. Doch soll ihr Leiter dann eigenmächtig beschlossen haben, Khashoggi zu töten.

Diese Darstellung stößt allgemein auf Skepsis. Der US-Geheimdienst CIA vermutet US-Medienberichten zufolge, dass Kronprinz Mohammed hinter der Tat steckt. Türkischen Medienberichten zufolge waren die Ermittler zunächst davon ausgegangen, dass Khashoggis Leiche zerstückelt, in Säure aufgelöst und in Istanbuls Kanalisation geschüttet wurde. Regierungsnahe türkische Zeitungen berichteten, in der Abwasserleitung des Konsulats seien Spuren von Säure gefunden worden.

Bin Salman auf Tour: Proteste in Tunesien

Indessen haben in Tunesien zahlreiche Menschenrechtsorganisationen und Aktivisten gegen den Besuch des Kronprinzen Mohammed bin Salman am Dienstag protestiert. Schon am Vorabend des Besuchs demonstrierten am Montag Hunderte Menschen im Stadtzentrum der tunesischen Hauptstadt gegen den Besuch in dem nordafrikanischen Land.

Sie zeigten unter anderem Plakate mit der Aufschrift "Nein zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit" und "Nicht willkommen". Der Kronprinz steht im Verdacht, etwas mit dem Tod des kritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul zu tun zu haben. Mehrere Organisationen und Gewerkschaften haben sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen, um ihr Missfallen über den Besuch auszudrücken. Die Journalistengewerkschaft SNJT entrollte an der Fassade ihres Büros in der Innenstadt von Tunis ein riesiges Plakat, das den saudischen Kronprinzen mit einer Kettensäge zeigt.

Saudi-Arabiens Kronprinz befindet sich derzeit auf einer Reise durch mehrere "befreundete" arabische Staaten, bevor er Ende der Woche beim G-20-Gipfel in Argentinien erwartet wird.

(APA/dpa)

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