Salome Surabischwili ist die erste Präsidentin Georgiens

APA/AFP/VANO SHLAMOV
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Surabischwili gewann am Mittwoch deutlich die Stichwahl vor Grigol Waschadse, einem Anhänger von Ex-Präsident Saakaschwili. An der früheren französischen Diplomatin scheiden sich die Geister. Ihr unterlegener Rivale will die Wahl nicht anerkennen.

In Georgien wird erstmals eine Frau Staatsoberhaupt. Die frühere Außenministerin Salome Surabischwili gewann am Mittwoch deutlich die Stichwahl vor Grigol Waschadse, der ebenfalls früher Chef des Außenministeriums in der Ex-Sowjetrepublik war. Die 66-Jährige erhielt knapp 60 Prozent der Stimmen.

"Das Land hat heute eine grundsätzliche Entscheidung getroffen. Wir alle sagten endgültig und entschieden Nein zur Vergangenheit", sagte Surabischwili nach Angaben des georgischen TV-Senders Rustawi 2. Sie wolle nun den Dialog suchen mit denjenigen, die sie nicht gewählt hätten.

Der unterlegene Oppositionskandidat Waschadse will den Sieg seiner Rivalin jedoch nicht anerkennen. "Wir erkennen das Wahlergebnis nicht an und fordern vorgezogene Parlamentswahlen", sagte er am Donnerstag. Er kündigte für Sonntag eine "friedliche Großdemonstration" der Opposition in der Hauptstadt Tiflis an.

Die frühere französische Diplomatin Surabischwili galt bereits in der ersten Runde Ende Oktober als Favoritin, erhielt am Ende aber nur etwas mehr Stimmen als ihr Konkurrent. Sie hatte zuletzt in der Wählergunst verloren.

Denn an Surabischwili scheiden sich in dem kleinen Land am Schwarzen Meer die Geister. So mäkeln viele in der Ex-Sowjetrepublik, dass ihr Georgisch nicht perfekt sei. Der Deutschen Welle sagte sie vor einem Monat: "Ich lebe seit 16 Jahren im Land, bin Außenministerin gewesen, ich bin als Abgeordnete gewählt worden, und es ist sehr interessant, dass die Kritik erst vor zwei Monaten begonnen hat."

Surabischwili verzichtete auf georgischen Pass

Surabischwili wurde 1952 in Frankreich geboren. Ihre Großeltern seien Anfang des 20. Jahrhunderts "wegen der russischen Aggression nach der ersten Unabhängigkeit Georgiens 1918" nach Frankreich ausgewandert, erzählte sie. Als sie 36 Jahre alt war, reiste die Diplomatin das erste Mal in die ehemalige Sowjetrepublik. "Ich hatte Georgisch in meiner Familie und dann allein durch Lesen und Übersetzen gelernt."

In Frankreich war sie Jahrzehnte im Dienst der Diplomatie. Surabischwili vertrat Frankreich bei der NATO, der UNO und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). 2003 ging sie als Botschafterin in die georgische Hauptstadt Tiflis. Schon ein Jahr später stellte Paris sie vom Diplomatendienst frei, danach wechselte sie ins georgische Außenministerium. Ein Jahr war Surabischwili Ministerin, seit 2005 sitzt sie in der Opposition.

Als unabhängige Kandidatin ging die Mutter zweier Kinder ins Rennen um das Präsidentenamt, unterstützt von der Regierungspartei Georgischer Traum. Damit sie überhaupt kandidieren durfte, hat die 66-Jährige ihre französische Staatsbürgerschaft abgelegt. Sie besaß schon zuvor auch einen georgischen Pass. Surabischwili spricht mehrere Sprachen, darunter auch Deutsch.

Demonstrationen gegen Waschadse

Kurz vor der Wahl hatten in der Hauptstadt Tiflis Zehntausende Menschen gegen eine mögliche Rückkehr der Partei des früheren Präsidenten Micheil Saakaschwili an die Macht demonstriert. Die Organisatoren sprachen von mehr als 90.000 Teilnehmern.

Die Demonstranten in der Hauptstadt Tiflis wandten sich damit gegen den Präsidentschaftskandidaten Waschadse. Er hatte im Wahlkampf angekündigt, im Falle eines Wahlsieges Saakaschwili zu begnadigen. Der Ex-Präsident war wegen Amtsmissbrauchs zu sechs Jahren Haft verurteilt worden und lebt nun in den Niederlanden.

(APA/dpa)

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