USA torpedieren Kampfjet-Verkauf von Israel an Kroatien

Symbolbild: F-16, diesfalls der NorwegerNORWAY-NATO-DEFENCE-EXERCISE-TRIDENT-JUNCTURE
Symbolbild: F-16, diesfalls der NorwegerNORWAY-NATO-DEFENCE-EXERCISE-TRIDENT-JUNCTUREAPA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND
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Kroatien hatte im März zwölf gebrauchte F-16-Jets in Israel bestellt. Weil die USA aber überraschend eine dafür nötige Genehmigung verweigerten, ist das Geschäft geplatzt. Israel und das Nato-Land Kroatien sind einigermaßen zerknirscht.

Im Frühjahr 2018 hatte sich der kroatische Kampfpilot Oberst Željko Ninić, Kommandeur der Luftwaffenbasis Nr. 91 bei Zagreb, wohl wie ein kleines Kind gefreut: Da flog er in Israel als erster Kroate eine F-16 "Barak" der israelischen Luftwaffe - wobei Barak (Blitz) der hebräische Name für bestimmte Versionen der amerikanischen F-16 "Fighting Falcon" ist.

Kroatien und Israel hatten eben erst, im März, einen Vorvertrag über die Lieferung von zwölf Baraks an die kleine kroatische Luftwaffe mit ihren wenigen alten russischen MiG-21  geschlossen, die damit enorm verstärkt werden würde - die "Presse" berichtete. "Etwas fliegen zu können, das ganz anders ist als das, was du sonst täglich fliegst, ist immer eine große Herausforderung. Und in der Lage zu sein, ein Flugzeug zu testen, das bald Kroatien gehören wird, ist etwas, das nur einmal im Leben passiert", sagte Ninić damals zu kroatischen Medien.

Oberst Željko Ninić vor einer F-16 in Israel
Oberst Željko Ninić vor einer F-16 in IsraelKroatisches Verteidigungsministerium MORH

Doch seit Donnerstag ist alles plötzlich anders: Die kroatische Regierung bzw. das Verteidigungsnministerium beschlossen, wie in der Nacht auf Freitag bekannt wurde, den Kauf im Wert von 500 Millionen Dollar zu stornieren. Grund sind die USA: Von dort war signalisiert worden, man werde dem Geschäft die Zustimmung verweigern, wie sie nach US-Außenhandelsrecht mit Militärgerät auch bei Transfers zwischen Drittstaaten erforderlich ist.

Damit dürfte die größte Beschaffung Kroatiens seit der Unabhängigkeit von Jugoslawien in den 1990ern ausgesetzt sein. Wie es weitergehen soll, war vorerst unklar.

Israel hätte Flieger erst "abrüsten" müssen

Der Hintergrund: Israel hatte die gegenständlichen F-16 Ende der 1980er aus den USA erhalten, später aber mit selbstentwickelter Avionik, Radars und anderen Systemen ausgebaut. Genau deswegen hatten im Vorjahr das US-Außenamt und das Pentagon gegenüber Israel, nachdem das Geschäft mit Kroatien freilich schon geschlossen worden war, Einspruch erhoben und angedeutet, auch der Kongress werde die nötige Zustimmung verweigern.

Man könne das Geschäft nur absegnen, wenn die Israelis die Flugzeuge zuerst wieder abrüsteten, also ihre Modifikationen ausbauten und die Jets auf den ursprünglichen technischen Stand brächten, hieß es auch seitens kroatischer Militärs und Beamter. Dann jedoch wären die Maschinen ihrerseits veraltet gewesen. Der US-Hersteller Lockheed-Martin hätte sie eventuell auf moderneren Stand bringen können, aber das würde kosten. Kroatien aber wollte die F-16 in ihrer israelischen Ausstattung und führte ins Feld, der Umbau käme zu teuer und sei ohnehin sinnwidrig.

Verbündete blamiert

Berichten zufolge war die Sache den Israelis, den so wichtigen Verbündeten der USA, ziemlich unangenehm. Die mussten sich unter anderem, wie aus informierten Kreisen zu erfahren war, vom mittlerweile zurückgetretenen US-Verteidigungsminister James Mattis eine Absage anhören. Auch bei einem Treffen von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und US-Außenminister Mike Pompeo in Brasilien vor rund einer Woche hatte es offenbar keinen Durchbruch gegeben.

In den vergangenen Monaten rief Kroatien Israel mehrfach auf, die Sache zu lösen - Israel hatte angeblich beim Vertragsschluss im März versprochen, die US-Genehmigung schon erwirken zu können. Zuletzt stellte Zagreb gar ein Ultimatum bis zum 11. Jänner - sollte der Deal bis dahin weiter von den USA blockiert sein, werde man davon zurücktreten. Was nun eben auch geschen ist.

Israels Verteidigungsministerium bedauerte die Sache. "Leider waren die Bedingungen nicht reif dafür", sagte der Generaldirektor des Ministeriums, Udi Adam. "Wir konnten das Projekt nicht realisieren aufgrund unerwarteter Umstände, die außerhalb unserer Kontrolle liegen."

Ausbauplan wird weiterverfolgt

Kroatiens Verteidigungsminister Damir Krstičević sagte am Donnerstag, Israel habe letztlich zugegeben, die US-Genehmigung wohl nicht einholen zu können. Es sei allerdings kein finanzieller Schaden für Kroatien zu erwarten, weil noch kein Geld geflossen sei. Überdies werde an dem Plan festgehalten, die Luftwaffe auszubauen, so Krstičević. Hintergrund ist unter anderem ein kleines regionales Rüstungswettrennen mit Serbien.

Kroatische MiG-21
Kroatische MiG-21Josip Škof / Jetphotos.net

Ob sich die USA doch noch breitschlagen lassen, ist nicht absehbar. Vor der Bestellung der Baraks hatte Kroatien Gebote auch aus Schweden (Saab Gripen), über neue F-16E/F Block 70/72 aus den USA sowie gebrauchte F-16C/D Block-30 aus Griechenland eingeholt. Die Israelis räumten damals bezüglich ihrer Baraks auch noch eine Ratenzahlung über zehn Jahre ein.

Von den zwölf MiG-21 "Fishbed" bzw. "Mongol" der Kroaten sollen zuletzt weniger als die Hälfte einsatzfähig gewesen sein, heißt es seitens der Militärplattform "Jane's Defence".

(DPA/wg)

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