Kaschmir-Konflikt: Pakistan schickt zaghaftes Entspannungssignal nach Indien

Ein indischer Soldat in Srinagar
Ein indischer Soldat in Srinagar APA/AFP/TAUSEEF MUSTAFA
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Nach Luftgefechten zwischen den Atommächten Indien und Pakistan will Islamabad den gefangen genommenen indischen Piloten wieder freilassen. Der Flugverkehr ist schwer gestört.

Nach der jüngsten militärischen Eskalation zwischen Pakistan und Indien will Islamabad nun zu einer Beruhigung der Lage beitragen. Premierminister Imran Khan teilte am Donnerstag bei einer Rede im Parlament in Islamabad mit, der festgesetzte indische Pilot solle am Freitag freigelassen werden. Die Freilassung sei eine "Geste des Friedens".

Der Pilot, Geschwaderkommandant Abhinandan Varthaman (35), war am Mittwoch in pakistanische Gefangenschaft geraten, als beide Länder über der umstrittenen Kaschmir-Region ihre Luftwaffe eingesetzt und Flugzeuge der anderen Seite abgeschossen hatten. Der aus Südindien stammende Hindu war mit seiner MiG-21 "Bison" auf mehrere pakistanische Flugzeuge getroffen und von einem davon - oder von Flugabwehr - abgeschossen worden.

Abhinandan Varthaman nach der Gefangennahme
Abhinandan Varthaman nach der GefangennahmeTwitter
Abhinandan Varthaman und Kollegen
Abhinandan Varthaman und KollegenTwitter/IAF

Varthamans Vater, Simhakutty Varthaman, war in Indiens Luftwaffe übrigens ein hohes Tier, er ging als Air Marshal in Pension, das entspricht einem Dreisternegeneral, und war demnach in der obersten Führung tätig. Zuvor flog er Kampfeinsätze im Kargil-Krieg mit Pakistan von 1999. Schon deshalb ist sein Sohn, der seit 2004 die Flugzulassung hat, jetzt ein sozusagen "heikler" Gefangener für die Pakistanis.

Abhinandan Varthamans Frau, Tanvi Marwaha, flog übrigens auch viele Jahre in Indiens Luftwaffe. Sie haben zusammen einen Sohn, Tavish.

Die Spannungen zwischen den verfeindeten Atommächten Indien und Pakistan hatten sich in den vergangenen Tagen zugespitzt.

Außenminister Shah Mehmood Qureshi kündigte am Donnerstag des Weiteren an, dass Khan zu einem Telefongespräch mit dem indischen Premierminister Narendra Modi bereit sei. Man wolle alles tun, was hilfreich sei, um Frieden wieder herzustellen, sagte Qureshi.

Indiens Premier im Wahlkampfmodus

Indiens Premierminister Narendra Modi rief unterdessen in einer martialischen Rede seine Landsleute zur Standhaftigkeit gegen den Erzrivalen Pakistan auf. Am Donnerstag sprach er von einem "Feind, der Indien destabilisieren" wolle. Seine Regierung um die hindu-nationalistische Partei Bharatiya Janata Party/BJP steht unter Druck, Stärke zu zeigen, weil in wenigen Monaten eine Parlamentswahl ansteht.

In Indien wurde Kritik daran laut, dass Modi trotz der Eskalation im Konflikt mit Pakistan seine geplanten Wahlkampfauftritte wahrnahm und sich nicht an das Volk wandte. Die Führungen von 21 Oppositionsparteien warfen ihm in einer gemeinsamen Erklärung eine "eklatante Politisierung der Opfer unserer Streitkräfte" vor.

Entzündet hatte sich der jüngste Konflikt an einem Selbstmordanschlag im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs, bei dem Mitte Februar mindestens 40 indische Polizisten getötet wurden. Nachdem Indiens Luftwaffe in der Nacht zum Dienstag zum ersten Mal seit 1971 einen Angriff auf pakistanischem Gebiet geflogen war, lieferten sich Indien und Pakistan am Mittwoch schwere Luftgefechte. Dabei wurden zwei Flugzeuge abgeschossen.

China bietet Vermittlung an

Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Trennung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 beanspruchen die beiden Länder Kaschmir für sich - sie kontrollieren jeweils einen Teil. Die heutigen Atommächte führten bereits zwei Kriege um das Himalaya-Tal.

Zahlreiche Länder, darunter die EU und China, äußerten Besorgnis über die aktuelle Verschärfung des Konflikts. Peking bot am Donnerstag an, zu vermitteln. Man sei bemüht, Gespräche zwischen beiden Seiten voranzutreiben, sagte Chinas Außenminister Wang Yi laut einer Mitteilung nach einem "dringenden" Anruf des pakistanischen Außenministers Qureshi.

Flugverkehr gestört

Die Situation in Kaschmir führte auch zu Störungen im Flugverkehr. Weil der Luftraum über Pakistan gesperrt wurde, kam es zu Stornierungen und Umleitungen des Flugverkehrs in der Region. Die thailändische Fluggesellschaft Thai Airways International strich sogar alle Flüge nach Europa, wodurch tausende Passagiere auf dem Flughafen Bangkok festsaßen.

Die österreichische Botschaft in Thailand setzte sich sofort nach Bekanntwerden der Probleme im Luftverkehr mit Vertretern der Lufthansa-Gruppe und der Thai Airlines in Verbindung, berichtete Sprecherin Maria Holzmann auf Anfrage der APA. Vonseiten der AUA hieß es, dass der Flug von und nach Wien durchgeführt wird, die einheimische Luftlinie kündigte an, dass der Betrieb in Bälde wieder aufgenommen wird. Insgesamt hätten rund zehn Personen Kontakt zur Botschaft aufgenommen und wurden dort mit den aktuellen Infos versorgt.

(APA/Reuters/dpa/AFP/WG)

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