EU-Parlamentspräsident: "Mussolini hat auch Gutes getan"

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Der Italiener Antonio Tajani hebt hervor, dass der Duce ja auch "Straßen, Brücken, Gebäude, Sportanlagen gebaut" habe. Die Sozialdemokraten sind empört.

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani sorgt mit seiner Meinung zu den "guten Seiten" des Regime des faschistischen Diktators Benito Mussolini (1922-1943) für Empörung. Mussolini habe vor der Einführung der Rassengesetze 1938 und vor der Kriegserklärung "an die ganze Welt" auch "einige positive Dinge getan", sagte Tajani in einem Interview mit Radio24.

"Ich bin kein Faschist, ist war nie ein Faschist. Aber wenn wir ehrlich sein wollen, hat er Straßen, Brücken, Gebäude, Sportanlagen gebaut", sagte der Italiener Tajani, der zur konservativen Partei Forza Italia von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi gehört. "Wenn man ein historisches Urteil fällt, muss man objektiv sein."

Der Chef der Sozialdemokraten im EU-Parlament, Udo Bullmann, verlangte von Tajani "umgehend eine Erklärung". "Unglaubliche Zitate von Tajani über Mussolini: Wie kann der Präsident des Europäischen Parlaments den Charakter des Faschismus so verleugnen?", schrieb er am Mittwoch auf Twitter.

"Manipulation meiner Aussagen"

Später twitterte Tajani, seine Aussagen seien manipuliert worden. "Ich bin entsetzt über die Manipulation meiner Äußerungen zum Faschismus. Ich bin immer ein überzeugter Antifaschist gewesen, ich erlaube niemandem, etwas anderes zu behaupten. Die faschistische Diktatur, Rassengesetze und Opfer sind das dunkelste Kapitel in der der IT/EU Geschichte."

Tajani befindet sich offensichtlich im Wahlkampf: Bei der Europawahl in Italien hofft seine Forza Italia, die Stimmen der Neofaschisten und Mussolini-Nostalgiker zurückzugewinnen, die zur Lega von Innenminister Matteo Salvini abgewandert sind. Die Lega kann auf ein Rekordergebnis bei der EU-Parlamentswahl hoffen. 

Auch Tajanis Chef, der ehemalige Premier Silvio Berlusconi, hatte übrigens mit Mussolini-Vergleiche immer wieder für Furore gesorgt: Er sagte ebenfalls, der Duce habe auch Gutes getan. Für besonderes Entsetzen sorgten die Äußerungen des Medienzars, weil er den Duce-Lob ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag geäußert hatte. Mussolini hatte 1938 Rassengesetze verabschieden lassen.

(APA/red. )

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