Tanker im Golf von Oman attackiert

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Raketen auf einen Flughafen in Saudiarabien, heimtückische Angriffe gegen Frachtschiffe im Golf von Oman. Steckt der Iran dahinter? Die Lage wird jedenfalls immer angespannter.

Dubai/Teheran. Am Mittwoch schlug eine Rakete im Flughafen Abha im Südwesten Saudiarabiens ein und verletzte 26 Menschen; am Donnerstag machten Explosionen zwei Tanker im Golf von Oman fahruntauglich,einer von ihnen geriet in Flammen: Waren das die Vorzeichen zur großen militärischen Auseinandersetzung rund um den Persischen Golf, wie sie von vielen Seiten befürchtet wird?

Der japanische Premier Shinzo Abe, der in Teheran weilte, um einen drohenden heißen Konflikt zwischen den USA und dem Iran zu stoppen, warnte: „Eine bewaffnete Auseinandersetzung muss um jeden Preis verhindert werden. Frieden und Stabilität im Nahen Osten sind unerlässlich nicht nur für die Region, sondern für das Wohlergehen der ganzen Welt. Niemand hofft auf einen Krieg.“

Seeminen oder Torpedos?

Die beiden Frachtschiffe – der Tanker „Kokuka Courageous“ der Hamburger Reederei Bernard Schulte Shipmanagement und der Tanker „Front Altair“ der norwegischen Reederei Frontline – wurden im Golf von Oman am Eingang zur Straße von Hormus nach ersten Berichten entweder von Seeminen oder von Torpedos getroffen. Die Besatzungen beider Schiffe, insgesamt 44 Seeleute, wurden von iranischen Rettungsteams in den nahen Hafen Jask gebracht. Die „Kokuka Courageous“ fuhr unter der Flagge Panamas und war mit einer Ladung Methanol von Saudiarabien nach Singapur unterwegs; die „Front Altair“ sollte 75.000 Tonnen Naphta (Rohbenzin) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Taiwan transportieren.

MarineTraffic

Wie bei den Sabotageakten gegen vier Öltanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate im April zeigten Riad, Dubai und US-Regierungskreise wieder auf den Iran. „Auch wenn keine wasserdichten Beweise auftauchen werden, werden die USA und ihre Verbündeten den Iran beschuldigen“, kommentierte Professor Fawaz A. Gerges, Professor für Nahostpolitik an der London School of Economics. „Die Vorfälle sind ein böses Omen, weil sie auf eine kalkulierte Eskalation hindeuten und sich beide Seiten verbarrikadieren.“

Nach dem Raketenangriff auf den Flughafen Abha twitterte der saudiarabische Vizeverteidigungsminister Khalid bin Salman: „Die Fortsetzung der Aggression und der rücksichtslosen Eskalation durch das iranische Regime, ob direkt oder mittels nahestehender Milizen wird gravierende Konsequenzen haben.“ Am Donnerstag flogen die saudische und mit ihr verbündete Luftwaffen schwere Angriffe auf Ziele rund um die jemenitische Hauptstadt Sanaa.

„Kein Vertrauen in die USA“

Die USA haben seit Anfang Mai die Sanktionsschrauben gegen den Iran immer mehr angezogen. Sie wollen Irans Ölexport völlig zum Erliegen bringen und das Land damit von seiner wichtigsten Einnahmequelle abschneiden; zudem haben sie ihre militärische Präsenz in der Golfregion sukzessive verstärkt.

Offiziell soll Teheran durch verstärkten Druck zu Neuverhandlungen über sein Atomprogramm gezwungen werden, inoffiziell erhofft sich die Regierung in Washington einen Regimewechsel. Entsprechend zeigt die iranische Führung derzeit geringes Interesse, mit den USA in neue Verhandlungen einzutreten.

APA

„Die Islamische Republik hat kein Vertrauen in die USA und wird die bitteren Erfahrungen, die es in den bisherigen Verhandlungen mit Washington über ein Atomabkommen gemacht hat, nicht noch einmal wiederholen“, erklärte Ayatollah Ali Khamenei gegenüber Japans Premier Abe, der im Gespräch mit Irans oberstem geistlichen Führer Möglichkeiten für eine Vermittlung in dem Konflikt auszuloten versuchte. Khamenei weiter: „Keine weise und stolze Nation wird Verhandlungen unter Druck akzeptieren.“

Das Geschehen am Golf wirkten sich sogleich auf die Ölmärkteaus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent stieg um gut vier Prozent auf 62,32 Dollar; leichtes US-Öl verteuerte sich um 3,4 Prozent auf 52,87 Dollar.

(Bloomberg, Reuters, b.b.)

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