"Hervorragend": Trump und Kim schreiben einander noch Briefe

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NKOREA-KIM-DIPLOMACY-TRUMP-LETTERAPA/AFP/KCNA VIA KNS
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Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un soll ein Schreiben von US-Präsident Trump erhalten haben. Nun gibt es Spekulationen über ein neues Treffen - und, dass China seine Finger im Spiel gehabt haben könnte.

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un hat einen persönlichen Brief von US-Präsident Donald Trump erhalten. Der Brief sei "von hervorragendem Inhalt", meldete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Sonntag. Beobachtern zufolge könnten die seit dem gescheiterten Gipfeltreffen in Hanoi stockenden Atomgespräche wieder in Gang kommen.

Kim schätze "die politische Urteilsfähigkeit und den außerordentlichen Mut" Trumps und wolle "den interessanten Inhalt" des Schreibens "ernsthaft prüfen", meldete KCNA, ohne nähere Angaben zum Inhalt zu machen. Unklar blieb auch, wann der Brief in Washington abgeschickt wurde und in Pjöngjang eintraf. Die nordkoreanische Staatszeitung "Rodong Sinmun" veröffentlichte auf der Titelseite ein Foto von Diktator Kim in seinem Büro, das ihn bei der Lektüre des Briefes zeigt.

Das Weiße Haus in Washington wollte einen Brief von Trump an Kim nicht bestätigen. Der südkoreanische Präsidentenpalast teilte jedoch mit, er sei durch seine Kommunikation mit Washington über die Korrespondenz informiert. Aus Sicht der Regierung in Seoul sei es "positiv, dass das Momentum des Dialogs zwischen dem Norden und den USA durch Briefwechsel auf höchster Ebene aufrechterhalten wird".

Auch Trump erhielt vor Kurzem einen Brief

In den Atomgesprächen zwischen Washington und Pjöngjang herrscht seit dem Gipfel in Hanoi Stillstand. Beim historischen ersten Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim im Juni 2018 in Singapur hatte Nordkorea grundsätzlich einer Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zugestimmt. Konkrete Schritte wurden damals aber nicht vereinbart. Der zweite Gipfel in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi im Februar wurde ergebnislos abgebrochen. Nordkorea hatte eine Aufhebung der Sanktionen gefordert, über eine Gegenleistung Pjöngjangs wurde aber keine Einigung erzielt.

Beide Seiten machten sich für das Scheitern des Gipfels verantwortlich. Trotzdem signalisierten sowohl Trump als auch Kim Bereitschaft zu einem neuen Treffen. Kürzlich sagte Trump im Weißen Haus, er habe einen weiteren "wunderbaren Brief" von Kim erhalten.

Der KCNA-Bericht über den Brief aus Washington erfolgte nur zwei Tage nach dem Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Nordkorea. Zum Abschluss des Besuchs hatte Kim am Freitag die "unerschütterliche" und "unabänderliche" Freundschaft beider Länder hervorgehoben.

Sicherheitsgarantien aus China?

Der erste Besuch eines chinesischen Staatschefs in Nordkorea seit 14 Jahren stand für die wieder enger werdenden Beziehungen der historischen Verbündeten. Zuvor hatten sich die Beziehungen zwischen China und Nordkorea merklich abgekühlt: Nordkorea verärgerte mit seinen Atom- und Raketentests den chinesischen Partner, der fortan UNO-Sanktionen gegen das Land unterstützte. Inzwischen hat sich Peking aber wieder stärker mit Pjöngjang solidarisiert.

Beobachter sahen in Xis Besuch den Versuch, Trump eine Woche vor dem G-20-Gipfel in Japan an den Einfluss Pekings auf Nordkorea zu erinnern.

Die positive Reaktion Kims auf den Brief aus Washington könnte Experten zufolge darauf hindeuten, dass der nordkoreanische Machthaber nach dem Treffen mit Xi bereit ist, mit Trump wieder in Verhandlungen zu treten. "China hat den Schlüssel für das, was Nordkorea am meisten will - Sicherheitsgarantien und wirtschaftliche Entwicklung", sagte Koh Yu-hwan, Professor an der Dongguk Universität in Seoul. "Nach Chinas Versprechen, in diesen bereiten Bereichen aktiv zu helfen, streckt Kim den USA die Hand aus", sagte Koh der Nachrichtenagentur AFP.

(APA/AFP)

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