Die Ex-Präsidentin schickt ihren früheren Kabinettschef Alberto Fernández als Frontrunner in die Wahlen. Sie selbst will sich mit der Vizepräsidentschaft zufrieden geben.
Buenos Aires. Nun ist es fix: Alberto Fernández wird Argentiniens Opposition in die Parlaments- und Präsidentenwahlen am 27. Oktober führen. Zu Wochenanfang mussten sämtliche Parteien und Koalitionen ihre Kandidatenlisten einreichen. Und an erster Stelle der Liste der neu formierten „Front aus allen“ (Frente de todos) steht der Name des 60-jährigen Juristen, der mehr als 30 Jahre an der Universität Buenos Aires Strafrecht unterrichtete.
Akademische Belange standen freilich im Hintergrund von Fernández' Vita – sein Leben ist seit Jahrzehnten die Politik. Genauer gesagt: die Politik aus der zweiten Reihe, wo Ziele festgelegt, Strategien ausgeheckt und Kontakte gepflegt werden. In seiner bisher wichtigsten Funktion tat Fernández genau das: Er war zwischen 2003 und 2008 Kabinettschef der Präsidenten Néstor und Cristina Kirchner. Seit der Einführung dieser Nahtstelle zwischen Regierung und Parlament 1994 hat kein Kabinettschef in Südamerikas zweitgrößtem Land auf diesem explosiven Posten länger durchgehalten als er, was auch daran gelegen haben mag, dass Argentiniens Wirtschaft damals um mehr als sieben Prozent pro Jahr wuchs. Als die Rohstoffbonanza zu Ende ging, schied Fernández aus dem Amt und setzte sich ab von der kapriziösen Staatschefin und deren exzentrischen Wirtschaftskonzepten.