China bringt Truppen an der Grenze zu Hongkong in Stellung

Militärfahrzeuge werden im Sportcenter von Shenzhen unweit der Grenze zu Hongkong zusammengezogen.
Militärfahrzeuge werden im Sportcenter von Shenzhen unweit der Grenze zu Hongkong zusammengezogen.Reuters/Satellite image ©2019 Maxar Tec
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Donald Trump sei von seinen Geheimdiensten über chinesische Truppenbewegungen informiert worden. Aus Peking verlautet, die Grenzen des Gesetzes, von Moral und menschlicher Natur seien völlig durchbrochen worden.

China sieht den Unruhen in Hongkong mit wachsender Unruhe zu. Das Vertrauen in die dortige Regierungschefin Carrie Lam schwindet. US-Präsident Donald Trump hat darauf hingewiesen, dass China aktuell Truppen an der Grenze zu der Metropole in Stellung bringt. Darüber sei er von den US-Geheimdiensten informiert worden, schrieb Trump auf Twitter. Alle Parteien sollten in dieser Lage Ruhe bewahren und für Sicherheit sorgen, schrieb Trump weiter.

Kurz zuvor hatte Trump vor Journalisten im Hinblick auf die angespannte Lage gesagt: "Ich hoffe, niemand wird verletzt. Ich hoffe, niemand wird getötet."

Verschiedene Medien hatten zuletzt über eine zunehmende Präsenz chinesischen Militärs an der Grenze zu Hongkong berichtet. Zu Beginn der Woche verbreiteten auch Staatsmedien Videos von gepanzerten Fahrzeugen der paramilitärischen Polizei, die in Shenzhen an der Grenze zusammengezogen wurden. Es habe sich um eine Übung gehandelt, hieß es dazu.

Wieder Tränengas am Flughafen

Am Dienstag war es bei Protesten Tausender Regierungskritiker im Flughafen Hongkong zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Dutzende Beamte mit Schlagstöcken, Helmen und Schilden drangen in den von Aktivisten besetzten Airport ein, der wegen der Blockade stundenlang komplett lahmgelegt war.

Nach einem Bericht der Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" drangen die Polizisten am Abend in das Flughafengebäude ein, um einem Mann zu helfen, der über Stunden von Demonstranten festgehalten und beschuldigt worden sei, ein Agent vom chinesischen Festland zu sein. Sanitäter brachten den Mann schließlich aus dem Flughafen. Vor dem Gebäude wurden demnach Polizeifahrzeuge angegriffen und Fenster eingeschlagen.

Die Demonstranten hielten zeitweise auch einen zweiten Mann fest, den sie ebenfalls beschuldigten, als Agent zu arbeiten. Sie fesselten ihn mit Kabelbindern, einige Demonstranten versuchten ihn zu schlagen. Hu Xijin, Chefredakteur der chinesischen Zeitung "Global Times" schrieb auf Twitter, dass es sich bei den Mann um einen Reporter seiner Zeitung gehandelt habe. Er sei von der Polizei befreit und ins Krankenhaus gebracht worden.

In der Nacht (Ortszeit) beruhigte sich die Lage wieder. Die meisten Aktivisten gingen nach Hause, auch die Polizei zog sich zurück. Auf dem Flughafen landeten wieder Flugzeuge. Der Flughafen ist das zentrale Drehkreuz für Langstreckenflüge über China und Südostasien.

US-Kriegsschiffe dürfen nicht anlegen

Die chinesische Regierung verweigerte nach Angaben des US-Außenministeriums zwei amerikanischen Kriegsschiffen einen Aufenthalt im Hafen von Hongkong - inmitten der angespannten Lage in der Region. Die Regierung in Peking habe entsprechende Anfragen abgelehnt, hieß es. Der Aufenthalt der beiden Schiffe in Hongkong sei "in den nächsten paar Wochen" geplant gewesen. Einzelheiten wurden nicht genannt. Die US-Seite verwies für weitere Details an die Regierung Chinas.

Das Verhältnis beider Länder ist derzeit durch erbitterte Handelskämpfe sehr belastet. Auch im Zusammenhang mit den Protesten der Regierungskritiker in Hongkong hatte es zuletzt Streit zwischen beiden Seiten gegeben. Hintergrund war das Treffen einer US-Diplomatin mit Aktivisten in Hongkong gewesen - was China als unangemessene Einmischung kritisierte.

Die frühere britische Kronkolonie Hongkong wird seit der Rückgabe 1997 an China als eigenes Territorium autonom regiert. Anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik genießen die Hongkonger das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit. Diese Rechte sehen viele nun in Gefahr.

China vergleicht Demonstranten mit Terroristen

Chinas Regierung hatte zuletzt immer energischer gemahnt, die Ordnung in der Sonderverwaltungszone wieder herzustellen und die Gewalt zu beenden. Am Mittwoch hieß es in einer Erklärung des Verbindungsbüros der chinesischen Regierung in Hongkong, die Taten einiger Protestierender würden sich "nicht von den Gräueltaten von Terroristen unterscheiden“.

Ein Sprecher der für Hongkong zuständigen Behörde in Peking nannte den Vorfall in einer ähnlichen Mitteilung eine "annähernd terroristische Tat". Die Grenzen des Gesetzes, von Moral und menschlicher Natur seien völlig durchbrochen worden, so der Pekinger Sprecher. Die extrem gewalttätigen Verbrechen müssten streng bestraft werden. China unterstütze die Polizei und die Justiz in Hongkong.

(APA/dpa)

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