Schwere Gefechte zwischen Soldaten Indiens und Pakistans im Kaschmir

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Pakistans Premierminister Khan begrüßte Beratungen des UNO-Sicherheitsrats über den Konflikt, auch US-Präsident Donald Trump schaltete sich knapp zwei Wochen nach dem Entzug der Teilautonomie durch Indien in den Konflikt ein.

Indische und pakistanische Soldaten haben sich am Wochenende an der Grenzlinie beider Länder in der umstrittenen Himalaya-Region Kaschmir schwere Gefechte geliefert. Dabei wurde nach Angaben der indischen Armee am Samstag ein indischer Soldat getötet. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei im indischen Teil Kaschmirs wurden nach Behördenangaben am Samstag acht Menschen verletzt.

Kaschmir ist seit der Unabhängigkeit Britisch-Indiens und einem Krieg zwischen Indien und Pakistan 1947 geteilt. Die Region im Himalaya wird aber bis heute sowohl von Indien als auch von Pakistan zur Gänze beansprucht. An der De-Facto-Grenze kommt es immer wieder zu Gefechten zwischen den beiden Atommächten.

Indien hatte Konflikt vergangene Woche neu angeheizt

In der vergangenen Woche hatte die indische Regierung den Konflikt neu angeheizt, als sie den Sonderstatus mit Autonomierechten für den indischen Teil Kaschmirs aus der Verfassung gestrichen hatte. Der Unionsstaat Jammu und Kaschmir soll zudem aufgeteilt und der unmittelbaren Kontrolle Neu-Delhis unterstellt werden. Der hindu-nationalistische Premierminister Narendra Modi will mit der Aufhebung des Sonderstatus das Kaschmir-Gebiet stärker in das mehrheitlich hinduistische Indien integrieren. Bisher hatte die Region unter anderem eine eigene Verfassung und weitgehende politische Kompetenzen. Viele Kaschmiris sind gegen die Neuregelung.

Um Proteste zu unterbinden, hatte die Regierung zehntausend zusätzliche Soldaten in die Region geschickt und eine Ausgangssperre verhängt. Auch die Telefon- und Internetverbindungen wurden gekappt. Die Auflagen waren vor kurzem gelockert worden. Nach erneuten schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei am Samstag wurden sie jedoch offenbar in einigen Orten wieder verschärft, wie die Nachrichtenagentur Press Trust of India berichtete.

So nahmen im Kaschmir-Tal am Wochenende zahlreiche Festnetzzentralen ihren Betrieb wieder auf, wie Regierungssprecher Rohit Kansal mitteilte. Allerdings waren in dem Tal und in der größten Stadt Srinagar Mobilfunk und Internet weiter blockiert. Autos, Busse und Rikschas durften in Srinagar am Sonntag wieder fahren, wie auf Aufnahmen der staatlichen TV-Sender und auf dem Twitter-Konto der Polizei von Jammu und Kaschmir zu sehen war. Die Innenstadt von Srinagar blieb aber weiter gesperrt - dort hatte es am Freitag und Samstag vereinzelt Zusammenstößen zwischen Protestierenden und Sicherheitskräften gegeben, wie Kansal bestätigte. Das Kaschmir-Tal gilt als Hauptstätte muslimischer Proteste, die seit den 1980er Jahren eine Abspaltung vom hinduistisch geprägten Indien zum Ziel haben. In Jammu ging das Internet wieder.

UNO-Sicherheitsrat beriet erstmals seit 50 Jahren über den Konflikt

In einem Dutzend Orten rund um die Stadt Srinagar im indischen Teil Kaschmirs kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und Sicherheitskräften. Acht Menschen seien dabei verletzt worden, erklärte ein Regierungssprecher, Details nannte er nicht. Bereits am Freitag war es im indischen Teil des vorwiegende von Muslimen bewohnten Kaschmir zu schweren Zusammenstößen gekommen. Mehrere tausend Menschen versammelten sich nach dem Freitagsgebet in Srinagar. Sie warfen mit Steinen und benutzten Latten und Wellblech als improvisierte Schilde. Die Polizei setzte Tränengas und Schrotmunition ein. Auch aus anderen Städten in Kaschmir wurden Zusammenstöße gemeldet.

Der UNO-Sicherheitsrat beriet unterdessen zum ersten Mal seit fast 50 Jahren in einer Sondersitzung über den Kaschmir-Konflikt. Pakistans Premierminister Khan schrieb nach den Beratungen im Onlinedienst Twitter, der UNO-Sicherheitsrat habe die "Pflicht", sich mit dem "Leid" der Menschen in Kaschmir zu befassen und eine Lösung zu finden.

Indien besteht dagegen darauf, dass der Status der Region eine interne Angelegenheit sei. "Wir brauchen keine internationalen Wichtigtuer, um uns sagen zu lassen, wie wir unser Leben führen sollen. Wir sind mehr als eine Milliarde Menschen", sagte der indische UNO-Botschafter Syed Akbaruddin nach der Sicherheitsratssitzung.

US-Präsident Trump appellierte an die beiden verfeindeten Atommächte, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Der US-Präsident betonte nach Angaben des Weißen Hauses am Freitag in einem Telefonat mit Khan, wie wichtig es sei, dass Indien und Pakistan die Spannungen "durch bilateralen Dialog" abbauten.

Der pakistanische Außenminister Shah Mehmood Qureshi zeigte sich am Samstag jedoch unnachgiebig. Das pakistanische Militär sei zu einer "eindrucksvollen Reaktion" bereit, sagte er bei einer Pressekonferenz mit dem Militärsprecher Asif Ghafoor.

(APA/AFP/dpa)

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