Israel zwischen Kriegsangst und Sympathie

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Die Israelis fürchten, dass Islamisten Macht in Kairo übernehmen.

[JERUSALEM] Israels Visionen für ein Ägypten nach Mubarak zeigen, dass man nur zwei Konsequenzen für möglich hält: Entweder es wird viel besser, oder es wird ganz schlimm. Von den weichen Knien der Israelis spricht Verteidigungsminister Ehud Barak, während Vize-Premier Shalom bereits die nächste Blockade des Suez-Kanals befürchtet.

Je deutlicher sich der Abgang des ägyptischen Präsidenten abzeichnete, desto stärker war man aber auch in Jerusalem zum Umdenken bereit. Anfangs propagierte man das Festhalten an Mubarak, der immerhin einen „30-jährigen Frieden mit Israel“ möglich machte, wie Staatspräsident Schimon Peres feststellte. Inzwischen findet Barak, dass „die Welt die Veränderungen in Ägypten ermutigen sollte“. Allerdings müsse aufgepasst werden, dass das Land nicht in die Hände der Extremisten falle. Um das zu garantieren, dürfe man Wahlen nicht überstürzen.

Freudenfeuerwerke in Gaza

Die Sorge, dass es zu Mubarak nur die Alternative Moslembrüder gibt, besteht auch im Westjordanland. „Jeder weiß, dass sie die größte Gruppe innerhalb der Opposition sind“, sagt der Menschenrechtsaktivist Bassem Eid. Im Gazastreifen, den die islamistische Hamas kontrolliert, zündeten Palästinenser Freudenwerke.

Die Hamas ist eine Zweigstelle der Moslembruderschaft. Erobern in Kairo die Islamisten die Macht, wird das Auswirkungen auf die Palästinenser haben. „Wenn sie die Oberhand gewinnen und die USA in der Folge die Finanzhilfe für Ägypten einstellen, würde der Iran sofort mit Geldspritzen einspringen.“ Irans Einfluss würde sich dann aufs palästinensische Westjordanland ausweiten. Eid glaubt, dass sich ohne Mubarak auch PLO-Chef Abbas nicht lange halten wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2011)

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