Europaminister Bagis fordert von der EU weitere Verhandlungen. "Die Türkei hat auch noch andere Optionen", sagt er.
Kurz vor Beratungen in Brüssel hat die Türkei umfangreichere Verhandlungen über einen EU-Beitritt des Landes gefordert. Es sei unfair, die Eröffnung eines neuen Verhandlungskapitels wegen politischer Zwänge zu blockieren, sagte Europaminister Egemen Bagis der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe). Für den Fall, dass in dieser Woche nicht wie geplant Verhandlungen über weitere Themen gestartet werden, arbeitet das Land dem Minister zufolge an einer Antwort. "Nur so viel: Die Türkei hat auch noch andere Optionen."
Hintergrund der Auseinandersetzung ist das Vorgehen der Behörden gegen Demonstranten in Istanbul. Die Regierung in Ankara wirft Deutschland vor, die Eröffnung eines weiteren Kapitels aus Unmut über die Polizeigewalt hinauszuzögern. Deutschland erklärt dagegen, man habe aus technischen Gründen noch Klärungsbedarf. Am Montag gehen die Beratungen der EU in Brüssel weiter. Am Freitag hatten Deutschland und die Türkei die Botschafter des jeweils anderen Landes ins Außenministerium zitiert.
Bagis sagte nun, er sei falsch verstanden worden. "Ich habe Kanzlerin Merkel nicht gedroht. Ich war nur traurig, zu hören, dass Deutschland die Blockade des nächsten Verhandlungskapitels betreibt, obwohl wir alle geforderten Voraussetzungen erfüllen." Die Türkei brauche die EU, und die EU brauche die Türkei, sagte der Minister.
(APA/Reuters)