Der Aufmarsch der Pro-Europäer

Pulse of Europe Demo DEU Deutschland Germany Berlin 12 03 2017 Demonstranten mit Plakat EU Are m
Pulse of Europe Demo DEU Deutschland Germany Berlin 12 03 2017 Demonstranten mit Plakat EU Are mimago/IPON
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Zum 60. Jahrestag der EWG-Gründung werden am Samstag Tausende in Rom gegen Nationalismus und Populismus protestieren.

Sie werden aus Athen, Barcelona, Berlin, Brüssel, Lissabon, Paris, Warschau, Wien und zahlreichen italienischen Städten anreisen. Nach einer Welle wachsenden Einflusses rechter, antieuropäischer Gruppen, formiert sich derzeit EU-weit eine liberale proeuropäische Gegenbewegung. Erster Höhepunkt ist eine Großdemonstration an diesem Samstag in Rom am Rande der Feierlichkeiten zu 60 Jahren Römische Verträge.

Mit dem „Marsch für Europa“ wollen die rund 30 Organisationen ein Zeichen gegen Nationalismus und Populismus setzen. Das Ziel sei ein „stärkeres, vereinteres und demokratischeres Europa“, heißt es in der Ankündigung der Veranstalter, zu denen die „Europäischen Föderalisten“, die „Spinelli Gruppe“, „European Movement“ und „Stand Up for Europe“ zählen. Aus Österreich wird ein Bus mit Jugendlichen der Jungen Föderalisten und zahlreiche Sympathisanten der neuen Bewegung anreisen.
Der Kabarettist Christof Spörk, der zwar in Rom nicht teilnehmen wird, aber in seinen Programmen bewusst proeuropäische Akzente setzt, spricht von einem „Momentum“, das es nun zu nutzen gilt. Die Bundespräsidentenwahl in Österreich, aber auch die aktuelle Stimmung in Frankreich zeigten, dass plötzlich wieder Wahlen mit proeuropäischen Gedanken gewonnen werden können. Und selbst populistische Kräfte wie die FPÖ hätten erkannt, dass „etwas in der Luft“ liegt, so Spörk. „Sie treten etwa mit einem Mal für eine gemeinsame EU-Armee ein. Es liegt in der Natur von Populisten, dass sie spüren, wenn sich die Stimmung ändert.“

In Rom wird die Großdemonstration der Proeuropäer von einem Konzert vor dem Kolosseum und einem Kongress eingerahmt, an dem unter anderen der ehemalige Kommissionspräsident Romano Prodi, die einstige italienische Außenministerin Emma Bonino, der Fraktionschef der Liberalen im Europaparlament, Guy Verhofstadt, oder die in Österreich tätige Politologin Ulrike Guérot teilnehmen. 300 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur haben sich aus diesem Anlass in einer gemeinsamen Erklärung für eine Erneuerung der Europäische Union ausgesprochen, die wieder Grundbedürfnisse der Bevölkerung nach Wohlfahrt, Sicherheit und Demokratie gewährleisten müsse.

Jugend für Freizügigkeit

Dass vor allem die Jugend eine positive Weiterentwicklung der EU anstrebt, die das gemeinsam politische Konstrukt stärken soll, belegt eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Bertelsmann-Stiftung, die in sechs mittel- und osteuropäischen Ländern durchgeführt wurde.

In allen untersuchten Mitgliedstaaten (Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) stimmten die Jugendlichen (15-24 Jahre) mit großer Mehrheit dafür, dass ihr Heimatland in der Union verbleibt und an Reformen mitwirken solle. Als größtes aktuelles Problem der EU sehen die Jugendlichen den islamistischen Terror (74%). Dem gegenüber sehen die rund 3000 Befragten das friedliche Zusammenleben (78%) als größten Mehrwert der EU, danach folgt der Vorteil, im europäischen Ausland leben, arbeiten und studieren zu können (66%).

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