"Mr. Euro" aus Österreich tritt ab

Thomas Wieser
Thomas Wieser(c) Bloomberg (Krisztian Bocsi)
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Der österreichische Finanzbeamte Thomas Wieser spielte eine Schüsselrolle in der Eurokrise. Wer ihm nachfolgen wird, ist unklar.

Brüssel. Wenn sich die Finanzminister der Eurostaaten in Brüssel oder Luxemburg zu den Treffen der Eurogruppe treffen, bereitet ihnen seit mehr als fünf Jahren ein diskreter österreichischer Finanzbeamter die Tagesordnung vor: Thomas Wieser, 1954 im Washingtoner Vorort Bethesda geboren, hält seit Jänner 2012 das Amt des Präsidenten der Euro-Arbeitsgruppe inne. Das ist jenes Gremium aus hohen Vertretern der Finanzministerien, Europäischen Kommission und Europäischen Zentralbank, das die Unterlagen für die Debatten und Entscheidungen in der Eurogruppe der Finanzminister präpariert.

So unbekannt dieses Expertengremium der breiteren Öffentlichkeit ist, so entscheidend ist seine Rolle: das Magazin „Politico“ erinnerte dieser Tage daran, dass Wieser Anfang 2015 als erster im Namen der Eurogruppe Kontakt mit Yanis Varoufakis aufnahm, dem damals neuen kontroversiellen griechischen Finanzminister. Das erforderte einiges an Contenance: „Varoufakis war eine krebsartige Erscheinung in der Eurogruppe“, zürnte neulich, noch zwei Jahre nach dessen Rücktritt, ein Teilnehmer dieser Sitzungen gegenüber der „Presse“. Wiesers Diskretion, Fachkenntnis und Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem bisweilen recht umfassenden Ego mancher Finanzminister ist es zu verdanken, dass Europa und Griechenland der Grexit, der Austritt aus der Währungsunion, erspart geblieben ist.

Nun berichtete „Politico“, dass Wieser sein im Jänner 2018 auslaufendes Mandat nicht erneut verlängern wird. Wer ihm nachfolgen wird, ist unklar. Frankreich dürfte die Generaldirektorin des Finanzministeriums, Odile Renaud Basso, ins Rennen schicken. Für sie wäre es eine Rückkehr ins Justus-Lipsius-Gebäude des Rates: von 2010 bis 2012 war sie stellvertretende Kabinettschefin von Herman van Rompuy, dem ersten Präsidenten des Europäischen Rates. (GO)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2017)

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