Kritik an Grenzschließungen: „Europa hat sein Gedächtnis verloren“

Exercise to prevent migrants from crossing the Austrian border from Slovenia in Spielfeld
Exercise to prevent migrants from crossing the Austrian border from Slovenia in SpielfeldREUTERS
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Vertreter von Holocaustopfern, der Kirche und zahlreicher Hilfsorganisationen warnen Länder wie Österreich, Deutschland und Italien vor einer zunehmenden Abschottung von Schutzbedürftigen.

Die Schließung von Grenzen und Häfen für Flüchtlinge und das Vorgehen europäischer Regierungen in der Asylfrage geraten vermehrt in Kritik. „Auf die Ankunft von Flüchtlingen, die von Krieg und Hunger getrieben sind, ist die Antwort von verschiedenen europäischen Staaten nicht eine humanitäre Aufnahme, sondern die Schließung von Grenzen“, stellt das Internationale Komitee der Nazi-Konzentrationslager (ANED) fest. „Europa scheint sein Gedächtnis verloren zu haben: Viele Europäer waren vor und nach dem Krieg selbst Flüchtlinge“, heißt es in einer in Mailand unterzeichneten Resolution des Komitees. Die Vertreter der KZ-Gedenkstätten warnten: „Egoismus und die Angst vor dem anderen dürfen die Werte des Humanismus . . . nicht ersetzen.“

Die Kritik an der harten Haltung und einseitigen Debatte in der Flüchtlingsfrage kommt auch vermehrt von der Kirche. Der Grazer Bischof, Wilhelm Krautwaschl, kritisierte kürzlich bei einer Messe im Grenzgebiet zu Slowenien, dass die Politik zwar „große Reden von Hilfe vor Ort“ geschwungen habe, aber es drehe sich „scheinbar alles nur um Abschottung und dicht machen“. Österreichs Bischöfe hatten zu Beginn des EU-Vorsitzes gemeinsam dazu aufgerufen, Schritte zu einem EU-Asylsystem einzuleiten. Das Motto der österreichischen Präsidentschaft, „Ein Europa, das schützt“, dürfe nicht nur für jene Menschen gelten, die in der EU leben, sondern müsse auch jene erfassen, „die persönlich verfolgt sind oder deren Leben bedroht ist, und die daher in der EU Zuflucht suchen“.

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