EU-Wahl: Die Karten werden neu gemischt

Emmanuel Macrons Bewegung hat sich noch nicht für eine EU-Fraktion entschieden, Christian Kern könnte künftig eine größere Rolle bei den Sozialdemokraten im EU-Parlament spielen.
Emmanuel Macrons Bewegung hat sich noch nicht für eine EU-Fraktion entschieden, Christian Kern könnte künftig eine größere Rolle bei den Sozialdemokraten im EU-Parlament spielen.APA/FRANZ NEUMAYR
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Kerns Entscheidung erhöht die Chancen der SPÖ bei der Europawahl. Sollte sein Gegner auf ÖVP-Seite Othmar Karas heißen, wäre dieser keine einfacher Gegner für Kern.

Wien. Christian Kern mag seiner Partei mit dem Ausstieg als Parteichef viele Probleme bereitet haben – eines hat er definitiv gelöst: Bisher gab es keinen logischen Spitzenkandidaten für die EU-Wahl kommenden Mai. Denn von den derzeitigen SPÖ-Mandataren in Brüssel hat keiner einen so hohen Bekanntheitsgrad, dass man ihn ins Rennen schicken könnte. Bisher war spekuliert worden, dass der frühere Infrastrukturminister Jörg Leichtfried antreten könnte.

Mit Kern hat die SPÖ nun einen Spitzenkandidaten zur Verfügung, mit dem sie sich durchaus gute Chancen bei der Europawahl ausrechnen kann. Dasselbe gilt übrigens für die ÖVP: Dort wird diesmal wohl Othmar Karas die Nummer eins sein und seinen Bonus als erfahrener Europapolitiker ausspielen können. Einziges „Problem“: Karas passt so gar nicht in die türkise Truppe von Parteichef Sebastian Kurz, er ist noch ein typischer Vertreter der alten „schwarzen“ ÖVP. Und er hat keine Hemmungen, Widersprüche auch offen zu artikulieren – etwas, was in der türkisen ÖVP gar nicht gut ankommt.

Match Kern gegen Karas

Die FPÖ hat mit Harald Vilimsky ebenfalls einen EU-Abgeordneten mit einem gewissen Bekanntheitsgrad in ihren Reihen. Ob dieser beim Match Kern gegen Karas mitmischen kann, ist aber fraglich. Noch größere Probleme werden aber die kleinen Parteien haben: Die Neos müssen einen neuen Spitzenkandidaten finden, Angelika Mlinar wird nicht mehr in dieser Funktion antreten.

Und auch die Grünen müssen einen Nachfolger für Ulrike Lunacek suchen, die nach dem Desaster bei der Nationalratswahl aus der Politik ausgeschieden ist. Hier würde sich der Europaabgeordnete Michel Reimon anbieten, der sich einen gewissen Bekanntheitsgrad erarbeitet hat. Völlig offen ist, wie die Liste Pilz mit der Europawahl umgeht – und ob sie angesichts schlechter Umfragewerte überhaupt antritt. (maf)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2018)

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