Angela Merkel, die sündige Weltenretterin

(c) APA/AFP/PATRIK STOLLARZ (PATRIK STOLLARZ)
  • Drucken

Auf der internationalen Bühne tritt die Kanzlerin als resolute Verteidigerin von Klimaabkommen auf. Doch die nationalen Ziele droht Deutschland krachend zu verfehlen.

Mit ihrer Energiewende hatte Kanzlerin Angela Merkel den Grünen 2011 ihr Leibthema entrissen. Ein bisschen zumindest. Und auf der Weltbühne inszeniert sich Merkel immer auch als Klimakanzlerin. Für ihren ersten scharfen Angriff auf US-Präsident Donald Trump erwählte sie das Pariser Abkommen, aus dem die USA ausscherten. "Sehr unzufriedenstellend", nannte sie Washingtons Position auf dem G7-Gipfel in Sizilien. Das war gemessen an der üblichen Rhetorik der Kanzlerin schon nah an der Eskalation. Merkels resolutes Auftreten auf der Weltbühne überdeckt, dass Deutschland an den eigenen selbstgesteckten Klimazielen zu scheitern droht. Und zwar krachend.

Bis 2020 wollte die Bundesrepublik im Vergleich zu 1990 40 Prozent weniger CO2 in die Atmosphäre ausstoßen. Einer neuen Analyse der Denkfabrik Agora Energiewende zufolge werden die Emissionen aber bis dahin nur um 30 bis 31 Prozent gedrückt. Zwar glaubt im Kanzleramt niemand mehr an das Erreichen des Klimaschutzziels. Aber der jüngste Projektionsbericht der Bundesregierung ging zumindest davon aus, dass der CO2-Ausstoß zumindest um 33,7 bis 37,5 Prozent gesenkt würde. Als Gründe führt die Studie die gewachsene Bevölkerung, ein stärkeres Wirtschaftswachstum und den günstigeren Ölpreis an. Einen herben Rückschlag gab es schon im Vorjahr, als die Emissionen wieder leicht angestiegen sein dürften. Der Ausstoß lag vorläufigen Zahlen des Umweltbundesamts zufolge bei 906 Tonnen. Ziel für 2020 sind 751 Tonnen. Vor allem im Verkehr geht der Trend in die falsche Richtung. "Die Klimaschutzbilanz der aktuellen Regierung verdient nicht mehr als ein Ungenügend", höhnte der WWF-Klimaschutzexperte Michael Schäfer.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.