In vielen Ländern isst man Pferdefleisch, ein Massenprodukt ist es aber nie geworden.
Wien/Eko. Pferdefleischskandal – dieses Schlagwort tut den Pferden Unrecht. Denn das Fleisch an sich ist hochwertig. Unter anderem, weil es im Vergleich zu Rind nur halb so viel Fettanteil und weniger Cholesterin hat. Und auch, weil der Verzehr von Pferdefleisch gar nicht so unüblich ist. Vor allem in den Steppengebieten Mittelasiens ist das Pferd die wichtigste Grundlage der Viehzucht. Weil in den großräumigen Gebieten Pferdeherden ohne viel Betreuung gehalten werden können – und weil Pferde widerstandsfähiger als Rinder und Schweine sind.
Ähnlich ist die Situation in Island – Rinderhaltung ist wegen der extremen klimatischen Bedingungen kaum möglich. Islandponys, die dem Klima gut angepasst sind, bieten sich daher als Fleischlieferanten an. In Mitteleuropa hat Pferdefleisch einen etwas exotischeren Status. In Österreich sprechen Schätzungen von maximal drei bis vier Prozent des Gesamtfleischaufkommens. Ebenfalls nur im kleinen Rahmen verbreitet ist die Aufzucht von Schlachtpferden in Belgien, Frankreich, Italien und der Schweiz, wo es Pferdefleisch aber trotzdem in Supermärkten gibt. In Polen, wo Pferde häufig in der Landwirtschaft eingesetzt werden, ist der Konsum von Pferdefleisch stärker verbreitet. So wie auch in Russland, wo rund 200 Betriebe auf Pferdefleisch spezialisiert sind – und wo auch die Stutenmilch häufig als Nahrungsmittel verwendet wird.
Pferdefleisch gilt als eines der ältesten Nahrungsmittel der Menschheit. Es verlor an Bedeutung, als Papst Gregor III. im Jahr 732 ein Pferdefleischverbot erließ, erst im 19.Jahrhundert fiel das Verbot und Pferdefleischhauer begannen sich zu etablieren. Zum wirklichen Massenprodukt konnte es sich aber nicht aufschwingen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2013)