Zum Feuerring gehören eine Reihe von Inselbögen wie die Aleuten, die Kurilen und der indonesischen Archipel.
Die indonesische Insel Sumatra, deren Westküste im Oktober von zwei heftigen Erdbeben erschüttert wurde, liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, einem Vulkangürtel, der den Pazifischen Ozean umgibt und beinahe die gesamte Pazifische Platte umschließt.
Auch die Inseln Samoa, vor denen kurz zuvor ein Seebeben eine gewaltige Flutwelle ausgelöst hat, liegt an dem Gürtel, an dem mehrere Kontinentalplatten aneinander stoßen. Durch unterirdische Bewegungen kommt es häufig zu Erdbeben.
Zum Feuerring gehören eine Reihe von Inselbögen wie die Aleuten, die Kurilen und der indonesischen Archipel. Der Ring verläuft im Osten von Chile über Peru bis Nord-Alaska und im Westen von Japan bis Südostasien und zu den Pazifischen Inseln. In der Region befinden sich rund 40 Prozent aller weltweit aktiven Vulkane.
An den Rändern der Pazifischen Platte ist der Erdmantel an einigen Stellen nur wenige Kilometer dick. Durch Plattenverschiebungen werden Schwächezonen erzeugt, flüssiges Magma kann leichter aufsteigen. Wenn die aufgestaute Energie austritt, folgen meist schwere Beben und Vulkanausbrüche.
Sumatra: Seismologe warnt vor Mega-Beben
Angesichts der aktuellen Zerstörungen in Sumatra ist es schwer zu glauben, aber die Seismologen sagen, die Menschen seien noch einmal davongekommen. Was sie befürchten - und mit erschreckend hoher Wahrscheinlichkeit voraussagen - ist ein Beben, das alles seit 200 Jahren Dagewesene in den Schatten stellen wird. "Wir rechnen mit einem Beben im Bereich 8,8", sagt der Seismologe Kerry Sieh von der Nanyang-Universität in Singapur. Ein solches Beben könnte zehn Meter hohe Tsunamiwellen auslösen, die innerhalb von wenigen Minuten auf die Küste treffen. "Das kann allerdings morgen, nächstes Jahr oder in 30 Jahren kommen."
Etwa alle 200 Jahre trete ein Mega-Beben dieses Ausmaßes auf, sagte Sieh. Vor Sumatra schiebt sich die Ozeanische Erdplatte unter die Sunda-Platte, rund sieben Zentimeter im Jahr. Die Linie zwischen beiden verläuft 250 Kilometer vor der Küste. Dort entsteht Druck, der sich in Brüchen entlädt. "Dann sackt die Platte innerhalb von Sekunden um zehn Meter", sagt Sieh. "Die Spannung entlädt sich in einer Serie von Beben." An anderen Stellen der tausende Kilometer langen Linie ist das schon passiert: beim 9,2-Beben vor fünf Jahren etwa, das im Indischen Ozean den verheerenden Tsunami auslöste, oder auch weiter südlich bei einem 8,7-Beben im Jahr 2005.
"Nur ein 450 Kilometer langes Stück dazwischen muss noch brechen. Dort begann die Serie 2007 mit einem 8,4-Beben", sagt Sieh. Analysen von Korallen haben gezeigt: 1350 begann eine 40 Jahre dauernde Serie mit teils verheerenden Beben, Anfang des 17. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts wieder. "Etwa alle 200 Jahre", sagt Sieh. "Die Zeit ist reif." Das Epizentrum muss nach seinen Berechnungen ziemlich nahe vor der Großstadt Padang liegen.
Tsunamiwellen wären verheerend für die Region am Meer. Alles ist dicht besiedelt, Padang allein hat fast eine Million Einwohner. "Solche Wellen würden Hunderttausende obdachlos machen", hat Danny Natuawiejaja vom indonesischen Wissenschaftsinstitut schon öfter gewarnt. Ganz zu schweigen von den Todesopfern.
Rechtzeitige Warnungen sind schwierig
Die Behörden sind sich der Horrorprognosen bewusst. Sie schreiben zum Beispiel seit Jahren beim Hausbau neue Standards vor, damit die Gebäude heftige Erdstöße überstehen. Es stehen aber noch tausende alte Häuser und Hütten auf engstem Raum. "In Padang wohnen mehr als 200.000 Menschen in einem fünf Kilometer breiten Streifen entlang der Küste, sagte Hendri Agung, Mitglied der Stadtverwaltung, vor einigen Monaten der Singapurer Zeitung "Straits Times". Die Straßen in Padang sind ein Alptraum: "Die Hauptstraße, die auf höher gelegenes Terrain führt, ist viel zu schmal für schnelle Evakuierungen, das würde Stunden dauern", meinte der Beamte.
So viel Zeit ist aber nicht, das haben das jüngste Beben und der Tsunami auf den Samoa-Inseln in der Südsee gerade erst gezeigt: Das Epizentrum lag dort 200 Kilometer südlich der Küste - und die Killerwellen waren innerhalb von 20 Minuten am Strand. So können das Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen nur ständig daran arbeiten, die Menschen aufzuklären und vorzubereiten. Regelmäßige Übungen sollen dafür sorgen, das möglichst viele es im Falle eines Falles doch in Sicherheit schaffen.
Seismologe Sieh war durch das jüngste Beben besonders beunruhigt: "Das ist, als ob man einen schlafenden Tiger ins Gesicht boxt", sagte er. Das Epizentrum des Bebens vom Mittwoch lag am Rand der Linie, auf der er das Mega-Beben erwartet. "Wenn eine Region, die so unter Spannung steht, gestört wird, weiß man nie, was passiert", warnt er. "Das ist vielleicht wie bei einem Riss in der Windschutzscheibe: der wird auch bei jeder Erschütterung größer."
(APA)