Studie konstatiert Rekordzahl sexloser Ehepaare in Japan

Ein Pärchen unter einem Kirschbaum.
Ein Pärchen unter einem Kirschbaum.REUTERS/Thomas Peter
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Mehr als die Hälfte der verheirateter Paare habe lange keinen Sex mehr gehabt, heißt es in einer Studie. Schon länger ist Japan für seine "Sexlosigkeit" verschrien.

Es sei ein Trend, der Japan in einem schlechten Licht dastehen ließe, schreiben japanische Medien. Bald werde das ostasiatische Land genauso berühmt für seine sogenannte Sexlosigkeit, wie für für seine Sumoringer und Sake sein: Während sich Paare rund um die Welt am Valentinstag ihre Liebe bekunden, weist eine japanische Studie daraufhin, dass Japaner zusehends den Funken im Schlafzimmer verlieren.

Knapp die Hälfte der befragten Ehepaare, 47,2 Prozent, habe länger als ein Monat keinen Sex gehabt und das werde sich auch in der nahen Zukunft nicht ändern, heißt es in der Umfrage der privaten "Japan Family Planning Association" aus Tokio. Das seien 3,1 Prozent mehr Paare mit einer "sexlosen Ehe" als bei der letzten Befragung 2014. Die Studie umfasste 3000 Japaner zwischen 16 und 49 Jahren; 1263 Menschen, darunter 655 verheiratete Paare, lieferten gültige Antworten.

Die Ergebnisse zeigten, dass Sexlosigkeit unter Ehepaaren steige, sagte der Direktor des Instituts, Kunio Kitamura, in japanischen Medien. Mehr als ein Drittel der Männer gab "Erschöpfung durch Arbeit" als den wichtigsten Grund an, nur mehr selten Sex zu haben. Das sei eine Steigerung um mehr als zehn Prozent seit 2014. Eine kleinere Zahl sagte, dass sie ihre Ehefrauen nur mehr als Familienmitglied und nicht mehr als Partnerin sehen würden.

Japanerinnen finden Sex "mühselig"

Jede Fünfte der befragten verheirateten Frauen bezeichnete Geschlechtsverkehr als "mühselig" - eine Steigerung von 21,3 Prozent 2014 auf 22 Prozent Ende 2016.

Es sei das erste Mal, dass derart viele Männer Müdigkeit durch das Berufsleben als Grund für ihr fehlendes Verlangen angegeben haben, sagte Kitamura. Die Umfrage habe jedoch keine direkte Verbindung zwischen der Anzahl der Arbeitsstunden und dem Mangel an Sex hergestellt, meinte er.

Japaner sind bekannt für ihre strikte Arbeitsmoral. Nach dem Tod einer jungen Studienabsolventin, die wegen Überarbeitung - sie häufte in einem Monat mehr als 100 Überstunden an - im Dezember 2015 Selbstmord beging, will Japans Premier Shinzo Abe eine Arbeitsrechtsreform durchsetzen. Vorgesehen ist, die Grenze für Überstunden auf 720 Stunden im Jahr oder 60 Stunden pro Monat festzusetzen.

Bevölkerung stagniert seit 2015

Auch unter jungen Japanern ist die Sexlosigkeit hoch: 42 Prozent der 18- bis 34-jährigen Männer und 44,2 Prozent der Frauen seien Jungfrauen, ergab eine Umfrage des National Institute of Population and Social Security Research mit mehr als 15.000 Befragten im vergangenen Jahr. Jeder zweite junge Japaner gab an, in keiner Beziehung zu sein. Ein Drittel suche auch keinen Partner.

Immer wieder wurde das Desinteresse an Sex für die niedrige Geburtenrate in Japan verantwortlich gemacht: Die Bevölkerung der drittgrößten Wirtschaftsnation der Welt ist seit 2005 real am schrumpfen. Derzeit liegt die Geburtenrate bei 1,4 Kindern pro Frau. Erforderlich wären 2,08 Geburte, um die Bevölkerungszahl von rund 127 Millionen stabil zu erhalten.

Zugleich altert Japan so rasant wie kein anderes Industrieland. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt ist inzwischen älter als 65 Jahre.

>>> Artikel im "Guardian".

>>> Artikel in "Japan Times".

(red.)

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