Kinder in USA könnten an Tollkirsche-Globuli gestorben sein

Tollkirsche wird in kleinen Dosen als Medikament verwendet.
Tollkirsche wird in kleinen Dosen als Medikament verwendet.(c) imago/blickwinkel (imago stock&people)
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Die US-Behörden warnen vor homöopathischen Belladonna-Präparaten für Kinder, die im Zahnen sind. Für Österreich gibt die Ages Entwarnung.

In den USA wird geprüft, ob möglicherweise mehrere Kinder an bestimmten homöopathischen Präparaten gestorben sind. Das Mittel enthielt zu viel Tollkirsche (Belladonna). Sowohl in Deutschland als auch in Österreich gaben die Behörden am Donnerstag zu dem Thema Entwarnung

Schon seit 2010 warnt die US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA vor homöopathischen Präparaten, die zu hohe Konzentrationen von Tollkirsche enthalten können. Der Tod von zehn Kindern und 400 Fälle von Nebenwirkungen würden derzeit untersucht, hieß es vor kurzem vonseiten der Behörde. Die Mittel sollen bei zahnenden Kindern Schmerzen lindern.

"Die Antwort des Körpers auf Tollkirsche bei Kindern unter zwei Jahren ist unvorhersehbar und setzt die Kinder einem unnötigen Risiko aus", sagte Janet Woodcock von der FDA. Eltern sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen, wenn ihr Kind etwa Schwierigkeiten beim Atmen habe, lethargisch oder übertrieben müde sei oder Probleme beim Urinieren bekomme.

Behörden überprüften Homöopathika nicht

Die US-Behörde riet Eltern, ihren Kindern die Produkte nicht mehr zu verabreichen und sie zu entsorgen. Ein Hersteller nahm laut FDA betroffene Mittel bereits vom Markt. Ein weiterer Hersteller schreibt auf seine Website, dass die Produkte nicht mehr in den USA vertrieben würden. Die US-Arzneimittelbehörde hatte die Homöopathika nach eigenen Angaben vor deren Markteinführung weder auf ihre Sicherheit noch auf ihre Wirkung geprüft. Das sei in den USA die geltende Rechtslage, betonte dazu Christoph Baumgärtel von der Ages (Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit), die in Österreich für die Medizinmarktaufsicht zuständig ist. Es seien keine positiven Effekte der Präparate bekannt, hatte die FDA zuvor betont.

"Wir haben in Österreich, was die Indikation (Anwendungsgebiet; Anm.) betrifft, drei vergleichbare Produkte auf dem Markt. Das geht von Globuli bis zu Tabletten und Kinderzäpfchen. Die Verdünnung geht aber bis zum Hundertmillionenfachen. Eine (herkömmliche; Anm.) pharmakologische Wirkung ist damit ausgeschlossen. Wir können hier eine solide Entwarnung geben", sagte Baumgärtel gegenüber der APA.

Homöopathie-Präparate unterliegen in Österreich ganz ähnlichen Sicherheitsvorschriften wie andere Arzneimittel. Sie müssen zugelassen werden. Die Unbedenklichkeit und die Qualität in der Herstellung muss genauso wie bei anderen Medikamenten dokumentiert und überprüft werden. Ein klassischer Wirksamkeitsnachweis wird nicht verlangt. "Wir haben auch keine einzige Nebenwirkungsmeldung bekommen", betonte der Experte.

>>> Zur Pressemitteilung der FDA.

(APA/dpa)

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