Heidelberg: Suche nach Motiv hinter Todesfahrt

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Gegen einen 35-Jährigen, der am Samstag in eine Menschengruppe raste und einen Menschen tötete, wurde ein Haftbefehl erlassen. Unter den Verletzten waren zwei Österreicher.

Heidelberg/Wien. Ein Auto, das direkt in eine Fußgängergruppe gelenkt wird. Ein Fahrer, der mit einem Messer flieht und danach von der Polizei mit einem Schuss außer Gefecht gesetzt wird. Was am Samstag in der Heidelberger Altstadt passiert ist, lässt Erinnerungen an den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember wach werden, bei dem elf Menschen getötet wurden.

Allein, die Einordnung, was den 35-jährigen Studenten zu seiner Tat getrieben hat, war am Sonntag noch nicht klar. Die Polizei sieht keine Hinweise auf einen terroristischen oder extremistischen Hintergrund. Doch der Mann selbst konnte noch nicht ausreichend befragt werden – er liegt nach einem Bauchdurchschuss im Krankenhaus, Lebensgefahr besteht aber keine mehr.

Was man über ihn am Sonntag bereits wusste: Es handelt sich um einen Deutschen ohne Migrationshintergrund, der bislang nicht polizeibekannt war. Das Auto, mit dem er unterwegs war, soll laut Angaben der Polizei ein Mietwagen gewesen sein.

Der Mann hatte den Wagen am Samstag am Bismarckplatz in einen Fußgängerbereich gelenkt. Ein 73-jähriger Mann wurde dabei getötet. Zwei Fußgänger wurden leicht verletzt – laut einem Sprecher des Außenministeriums handelt es sich um zwei österreichische Staatsbürger, die in Heidelberg leben. Beide hätten Prellungen erlitten.

Ermittelt wird auch wegen des Schusses, den ein Polizist auf den Mann abgegeben hat. Ein Routinevorgang, der jedes Mal abläuft, wenn die Exekutive Schusswaffen einsetzt. Das ist nämlich nur in Extremsituationen erlaubt, etwa zur Notwehr oder wenn ein Bedrohter dadurch geschützt werden muss. Auch dann, wenn ein gefährlicher Täter nur durch Waffeneinsatz an der Flucht gehindert werden kann, ist der Waffengebrauch legitim. Wichtig ist, dass der Einsatz zuvor angedroht oder ein Warnschuss abgefeuert wird. Ein Video, das auf Twitter kursiert, zeigt auch, wie der 35-Jährige mehrmals aufgefordert wird, sein Messer wegzulegen.

Der Vorfall fällt in eine Zeit, in der Teile Deutschlands in Karnevalsstimmung sind – auch in Heidelberg steht am Dienstag ein Fastnachtszug an. Oberbürgermeister Eckart Würzner sagte am Sonntag, dass der Umzug nach dem aktuellen Kenntnisstand jedenfalls stattfinden solle. Allerdings bleibe man mit den Ermittlern in Verbindung und werde, so sich neue Informationen ergeben, gegebenenfalls neu entscheiden.

Auto rast in Faschingsumzug

Genau das, was den Veranstaltern in Heidelberg Sorgen bereitet, ist am Samstag in der US-Stadt New Orleans passiert. Ein offensichtlich stark betrunkener Autofahrer fuhr in einen Faschingsumzug und verletzte dabei 28 Menschen, fünf von ihnen schwer. Hinweise auf einen Terroranschlag gebe es nicht, sagte der städtische Polizeichef Michael Harrison nach Angaben des Senders CNN. Der Unglücksfahrer saß am Steuer eines Geländewagens mit offener Ladefläche. Er sei wahrscheinlich stark alkoholisiert gewesen und habe zwei Autos gerammt, bevor er in die Menge gefahren sei.

Auch in London kam es zu einem Vorfall, bei dem am Sonntag ein Auto und eine Gruppe Fußgänger involviert waren. Fünf Menschen – vier Männer und eine Frau – wurden am Sonntag verletzt in Krankenhäuser gebracht. Das teilte die Polizei mit. Drei Passanten seien schwer verletzt worden. Auch hier schloss die Polizei einen terroristischen Hintergrund aus.

Der Vorfall ereignete sich Sonntagfrüh im Südosten der britischen Hauptstadt. Der Wagen sei von der Straße abgekommen, zunächst gegen eine Wand geprallt und dann mit den Passanten zusammengestoßen. Der Fahrer wurde der Polizei zufolge noch am Tatort von einem Polizisten außer Dienst wegen riskanten Fahrverhaltens und Verdacht auf Alkoholisierung festgenommen. Er wurde wegen einer Kopfverletzung im Krankenhaus behandelt. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2017)

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