Philippinen: Deutsche Geisel enthauptet

Jürgen K.
Jürgen K.APA/AFP/MUSTAFA ABDI
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Ein Video der Terrorgruppe Abu Sayyaf zeigt den Mord an einem 70-jährigen Segler. Er war vor vier Monaten entführt worden.

Manila. Die radikalislamische Terrorgruppe Abu Sayyaf auf den Philippinen hat eine deutsche Geisel getötet. Das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site machte am Montag auf ein kurzes Video aufmerksam, das die Enthauptung des 70-jährigen Seglers Jürgen K. zeigt. Kurz nach dessen Veröffentlichung bestätigte der philippinische Regierungsberater Jesus Dureza den Tod des im November entführten Mannes.

Am Sonntag um acht Uhr MEZ war ein Ultimatum zur Zahlung von 570.000 Euro Lösegeld abgelaufen. „Wir verurteilen die barbarische Enthauptung eines weiteren Entführungsopfers“, erklärte Dureza. Die philippinischen Streitkräfte hätten alles unternommen, um K. zu retten. „Wir haben unser Bestes versucht, aber erfolglos.“

Am Nachmittag bestätigte auch das deutsche Außenministerium die Ermordung der Geisel. „Wir sind zutiefst erschüttert über das unmenschliche und grausame Vorgehen der Täter“, erklärte ein Sprecher. Außenminister Sigmar Gabriel sprach während seines Besuches in Wien bei einer Pressekonferenz von einer „menschenverachtenden Vorgehensweise“.

Jürgen K. war im November auf seiner Segeljacht vor der malaysischen Küste in der Nähe der philippinischen Grenze entführt worden. Seine Partnerin, Sabine M., wurde bei dem Angriff erschossen. In einem Mitte Februar veröffentlichten Video hatte Abu Sayyaf mit der Enthauptung des Mannes gedroht. K. selbst flehte die deutsche Regierung in der Nachricht um Hilfe an.

Von somalischen Piraten verschleppt

Abu Sayyaf wurde in den 1990er-Jahren gegründet und hat inzwischen der IS-Terrormiliz die Treue geschworen. Derzeit sind noch mindestens 19 Ausländer und sieben philippinische Staatsbürger in der Gewalt der Extremisten, die häufig Geiseln getötet haben, 2016 etwa zwei Kanadier.

Jürgen K. und seine Partnerin waren 2008 schon einmal verschleppt worden, damals durch Piraten aus Somalia. Zwei Monate später kamen die beiden frei. Unbestätigten Angaben zufolge waren 600.000 Euro Lösegeld bezahlt worden. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2017)

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