Raser-Urteil: "Das muss Auswirkungen haben"

Laut Gericht hatten die Angeklagten ihre PS-starken Wagen als "gemeingefährliches Mittel" eingesetzt.
Laut Gericht hatten die Angeklagten ihre PS-starken Wagen als "gemeingefährliches Mittel" eingesetzt.APA/dpa/Gregor Fischer
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Das Lebenslänglich wegen eines tödlichen Autorennens in Berlin habe eine Abschreckungswirkung, sagt ein Unfallforscher. Es dürfte sich auf andere Urteile auswirken.

Die erste Verurteilung zweier Autoraser wegen Mordes in Deutschland dürfte aus Sicht eines Unfallforschers andere abschrecken. Das Signal, dass im Falle eines schweren Unfalls auch lebenslange Freiheitsstrafen folgen können, sei entscheidend, sagte der Leiter der Unfallforschung der Versicherer, Siegfried Brockmann. "Ich glaube, das muss Auswirkungen haben."

Dass der Rechtsstaat derart Flagge zeige, sei überfällig gewesen, so Brockmann weiter. Bisher hätten sich Täter sicher geglaubt. Typisch bei Autorennen in der Szene seien die spontanen Verabredungen, wobei die Rennen dann nach wenigen Minuten vorbei seien. "Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass man von der Polizei erwischt wird, ist denkbar gering. Und das wissen die", sagte der Unfallforscher.

Das Berliner Landgericht verhängte am Montag nach einem tödlichen Unfall am Berliner Kurfürstendamm im Februar 2016 gegen zwei Männer im Alter von 28 und 25 Jahren lebenslange Freiheitsstrafen. Ihnen wurde zudem lebenslang der Führerschein entzogen. Ein Verteidiger des 28-Jährigen kündigte bereits Revision an. Damit wird der Bundesgerichtshof (BGH) den Fall prüfen.

"Schnelles Fahren in Gesellschaft nicht geächtet"

Richter Ralph Ehestädt hatte in der Urteilsbegründung gesagt, es sei eine Einzelfallentscheidung. Es gehe nicht um eine Demonstration von Härte. Laut Gericht hatten die Angeklagten ihre PS-starken Wagen als "gemeingefährliches Mittel" eingesetzt. Brockmann erwartet auch hier Folgen: "Das bedeutet, dass diese Rechtsprechung auch Auswirkungen auf andere Aggressionstaten hat, die mit dem Auto als Waffe verübt wurden."

Grundsätzlich gibt es aus Sicht des Experten in der Gesellschaft einen noch zu laxen Umgang mit Rasern: "Schnelles Fahren ist bei uns nicht etwa geächtet. Sondern, unter Männern jedenfalls, eher ein Merkmal, mit dem man sich brüsten kann." In solchen Fällen gebe es noch zu viele Leute, die applaudierten. "Das heißt, am ganz langen Ende sind solche Taten auch verwurzelt in einer zu geschwindigkeitsfreundlichen allgemeinen Auffassung", sagte Brockmann.

Bisher ergingen in ähnlichen Fällen in der Regel Schuldsprüche wegen einer fahrlässig begangenen Tat. Der tödliche Unfall in der Berliner City hatte die Debatte über härtere Strafen gegen Teilnehmer illegaler Rennen angekurbelt. Sie sind bisher als Ordnungswidrigkeiten eingestuft - geahndet mit 400 Euro Buße und einem Monat Fahrverbot.

(APA/dpa)

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