Der 19-jährige Verdächtige hat während seiner Befragung ein umfassendes Mordgeständnis abgelegt. Demnach tötete er den neun Jahre alten Jaden mit 52 Messerstichen und den 22-jährigen Wohnungsinhaber mit 68 Messerstichen.
Der mutmaßliche Kindermörder Marcel H. ist gefasst. Und laut Staatanwaltschaft Bochum hat er am Freitagnachmittag während seiner Befragung durch die Polizei auch ein Mordgeständnis abgelegt. Das berichtet der deutsche Nachrichtensender NTV. Demnach tötete Marcel H. den neun Jahre alten Jaden mit 52 Messerstichen und den 22-jährigen Wohnungsinhaber mit 68 Messerstichen. Das 22-jährige Opfer war in einer ausgebrannten Wohnung in Herne gefunden worden, nachdem sich der mutmaßliche Täter der Polizei gestellt hatte.
Sedanstraße, Herne. Wohnhäuser aus der Gründerzeit ragen aus der Dunkelheit auf. Eines davon, ein hellbeiges, wird von einem Scheinwerfer der Feuerwehr grell angestrahlt. Dort ist an diesem Donnerstagabend im ersten Stock etwas Schreckliches passiert: In einer Wohnung hat es einen Brand gegeben, eine männliche Leiche wurde gefunden. Anfangs war sogar von zwei Leichen die Rede.
Im "Thessaloniki Grill" in der benachbarten Bismarckstraße, keine 300 Meter von dem Brandort entfernt, ist gegen 20.30 Uhr ein junger Mann hereingekommen. "Ich bin der Gesuchte", hat er verkündet. "Bitte rufen Sie die Polizei!" Wenig später lässt er sich widerstandslos festnehmen. Die Beamten dürften zunächst wohl Erleichterung verspürt haben: Endlich, nach drei Tagen, hat sich der mutmaßliche Kindermörder Marcel H. gestellt. Doch dann wurde klar: Das war noch nicht alles. Denn der junge Mann wies sie sogleich auf den Brand in der benachbarten Straße hin.
1400 Hinweise aus Bevölkerung
Die Ermittler hatten intensiv nach Marcel H. gesucht. Polizeihubschrauber, Spürhunde und ein Großaufgebot waren im Einsatz. Die Polizei ging mehr als 1400 Hinweisen aus der Bevölkerung zum Aufenthaltsort des Gesuchten nach. Am Donnerstag rückte die Polizei unter anderem in Mönchengladbach und im Siegerland zu Großeinsätzen aus, jedoch ohne Erfolg.
Der als Einzelgänger geltende 19-Jährige hat mittlerweile gestanden, den neunjährigen Nachbarsbuben am Montagabend im Keller eines Reihenhauses in der Ruhrgebiets-Stadt erstochen zu haben. Der Verdächtige soll sich mit seiner Tat im sogenannten Darknet gebrüstet und Suizidabsichten angedeutet haben. Die Polizei verhörte den Mann bereits kurz nach seiner Festnahme am Donnerstagnachmittag.
Erleichterung und Trauer
Rauchspuren über einem der Fenster in der Sedanstraße zeugen von dem Feuer, das dem noch nicht identifizierten Mann das Leben kostete. Ein Teppich hängt heraus. In einem anderen Fenster flattern Vorhänge im Durchzug. Ein türkiser Seidenstoff. Wem mag er gehört haben? Die Polizei weiß es noch nicht.
Eine Frau von Mitte 50 sagt, ja, sie wohne in dem Haus. Die Polizei lässt sie durch die Absperrung. Weiß die Frau, wer in der Wohnung lebte? "Ein junger Mann", ist ihre Antwort. Zwei Wagen der kriminaltechnischen Spurensicherung sind vorgefahren. Spezialisten steigen aus.
Viele Anrainer stehen an den Absperrungsbändern. Sie warten auf Informationen. Was empfinden sie? "Erleichterung", sagt eine 34 Jahre alte Frau. Dann fügt sie hinzu: "Mich macht es traurig, dass er es überhaupt geschafft hat, drei Tage nicht gefunden zu werden."
"Angst um die eigenen Kinder"
Eine andere Frau aus der Umgebung sagt: "Man hat Angst um die eigenen Kinder. Er hat das Leben der Eltern zerstört. Es ist krankhaft, was er gemacht hat. Es fehlen einem die Worte." Ein Mann, 44 Jahre alt, stimmt ihr zu: "Man traut sich ja schon gar nicht mehr, die Kinder alleine rauszulassen."
Was hier genau vorgefallen ist, noch weiß es niemand. Der mutmaßliche Täter ist zwar gefasst. Aber bevor nicht alle Hintergründe geklärt sind, kommt Herne nicht zur Ruhe.
(APA/dpa)