Kriminalität

USA: Vergewaltigung schockiert liberale Vorzeigestadt

Schauplatz des Verbrechens: die Rockville High School
Schauplatz des Verbrechens: die Rockville High SchoolWFSB
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In Rockville nahe Washington wurde eine 14-Jährige an der Schule von zwei Migranten aus Mittelamerika - darunter mindestens ein Illegaler - missbraucht. Die Causa sorgt in der betont politisch-korrekten Stadt für ungewohnten Wirbel.

Die US-Kleinstadt Rockville im Bundesstaat Maryland, nur rund 20 Kilometer nordwestlich von Washington D.C., ist ein hübscher Ort mit ausgedehnten Bezirken wohlgepflegter Einfamilienhäuser mit Gärten, und innerorts im typisch puppenhaushaften Neuenglandstil. Die Bewohner sind überdurchschnittlich gebildet und wohlhabend, geben sich sehr liberal, und in nicht wenigen Gärten sieht man Schilder, die mehrsprachig verkünden, dass man die jeweiligen Nachbarn besonders respektiere.

Laut vielen Beobachtern, aber auch dem eigenen Selbstbild gilt die Stadt mit ihren rund 67.000 Einwohnern (zu den wichtigsten Arbeitgebern zählen indes auch Rüstungskonzerne wie Lockheed Martin und BAE) als Hochburg der politisch Korrekten, Liberalen und vorgeblichen Weltbürger. Rund 83 Prozent der Einwohner hatten im Vorjahr bei der Präsidentenwahl für Hillary Clinton gestimmt. Auf einer Liste der "multikulturellsten Kleinstädte" der USA belegt man Platz 4, wobei besonders der Anteil der Bewohner asiatischer Abstammung überdurchschnittlich hoch ist. Laut aktuellstem detaillierten Zensus sind rund 51 Prozent der Rockvilleans Weiße nicht-hispanischen Hintergrunds, rund 15 Prozent Hispanics, 21 Prozent Asiaten, rund zehn Prozent Afroamerikaner, der Rest andere.

Plan einer "Schutzzone" für Illegale

Präsident Donald Trump ist hier klarerweise ein Feindbild, das gilt ganz besonders für dessen restriktivere Einwanderungspolitik. Zuletzt wollte der Stadrat Rockville sogar zu einer Art "Schutzzone" für illegale Einwanderer ausrufen, auch ein Gutteil der Bürger hat sich offen für dieses Projekt, im Zuge dessen unter anderem Abschiebebefehle von Bundesbehörden nicht mehr befolgt würden, ausgesprochen.

Allerdings hat ein schlimmes und für dortige Verhältnisse selten gekanntes Verbrechen dieses Projekt kürzlich jäh in Frage gestellt, und ebenso das Selbst- oder Weltbild der Stadtbewohner: Vorige Woche wurde an der Rockville High School eine 14-jährige Schülerin von zwei älteren Burschen vergewaltigt. Die mutmaßlichen Täter (17 und 18 Jahre alt) hatten sie in einer Pause kurz vor Beginn der nächsten Stunde auf eine Toilette gezerrt, niemand will das mitbekommen haben. Die Burschen indes, die noch in der Schule festgenommen wurden, nachdem das Opfer auf sich aufmerksam gemacht hatte, sind Einwanderer aus Mittelamerika, die erst vor wenigen Monaten über Mexiko in die USA gekommen waren - und mindestens einer der beiden ganz sicher illegal.

Den Behörden entschlüpft

Henry Sanchéz-Milian (18) aus Guatemala hatten Grenzwächter in Texas im August festgenommen. Er kam auf freien Fuß, hätte aber einer Vorladung zu einem Richter folgen sollen, der er nicht nachkam und sich absetzte. Er tauchte irgendwann im weit entfernten Rockville auf, wo er von der Schulbehörde in eine für sein Alter viel zu niedrige Schulstufe - jene des 14-jährigen Mädchens - und einen Spezialkurs für Englisch gesteckt wurde. Sein mutmaßlicher Mittäter ist José Montano (17) aus El Salvador, wegen dessen Minderjährigkeit schweigen die Behörden ganz besonders über nähere Details zur Person.

Die Behörden in Rockville inklusive des Schulamtes waren geschockt und verweigerten mehr als vier Tage lang gegenüber Medien jegliche Stellungnahme. Dann gab es an der Rockville High School Mitte dieser Woche eine Elternversammlung, bei der viele Eltern komplett ungläubig auf das Verbrechen reagierten. Wie habe es denn überhaupt sein können, dass 18-jährige Männer in eine Klasse mit 14-Jährigen gingen, wurde gefragt, ob man die Hintergründe neuer Schüler - noch dazu aus dem Ausland - nicht zuvor prüfe, wie es generell um die Sicherheit stehe.

Jack Smith, Superintendent an der Schulbehörde der für Rockville zuständigen Region Montgomery County, erklärte, man sei eben verpflichtet, Menschen in schulpflichtigem Alter an Schulen aufzunehmen, und zwar auch, wenn diese illegal im Land sind.

"Sicherheit statt Zuflucht"

Nun regt sich in dem friedlich-korrekten Vorzeigestädtchen plötzlich ungewohnter Widerstand: Schon bei der Elternversammlung tauchten Demonstranten auf, die Schilder mit Slogans wie "Rettet unsere Töchter" oder „Sicherheit statt Zuflucht" hochhielten. Es gehe nicht an, illegalen Einwanderen "den roten Teppich auszurollen", aber die eigenen Kinder nicht schützen zu können. Aus dem Weißen Haus hieß es, genau solche Untaten wolle eine strengere Einwanderungspolitik zu verhindern suchen.

Für Furor besonders in konservativen Medien sorgte indes die Tatsache, dass die meisten großen und national tätigen US-Medienhäuser über die Vergewaltigung von Rockville zumindest noch bis Ende dieser Woche nicht berichteteten. Im Visier der Kritiker stehen etwa ABC, CBS und NBC. Das Verschweigen des Vorfalls, über den auch lokalere Medien auf Bundesstaatsniveau wie die "Baltimore Sun" oft nur schleppend berichteten, wird von konservativen Leitmedien wie "Fox News" Motiven der political correctness zugerechnet: Demzufolge gelte es vorrangig, ausländische Täter zu beschützen, statt die Wahrheit zu berichten.

"'Böse Sprache' schlimmer als Sexualverbrechen"

Superintendent Smith von der Schulbehörde hat sich unterdessen mit einer öffentlichen Stellungnahme einigen Ärger eingehandelt: Er berichtete, dass er seit dem Verbrechen zahlreiche Mails und Anrufe von Eltern aus seinem Schulbezirk erhalten habe, die nicht nur bloß kritisch seien, sondern sehr oft den guten Anstand verletzen würden.

Konkret sagte er, es handle sich um "fremdenfeindliche und rassistische" Inhalte seitens Teilen der Elternschaft. Diese werde man nicht tolerieren und vielmehr der Polizei melden. Darauf wurde Smith beschuldigt, er beschäftige sich mehr mit angeblicher Xenophobie als mit dem Sexualverbrechen an einer Minderjährigen. "Für Dr. Smith ist das schlimmste Verbrechen offenbar nicht ein sexuelles Vergehen an einem Kind sondern ,böse' Sprache, die er für ,untolerierbar' hält", befand etwa Talkshow-Moderator Tucker Carlson (Fox News, früher u. a. CNN).

(ag./red.)

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