Der britische Prinzgemahl geht in Pension

Fast 70 Jahre im Dienste Ihrer Majestät: Prinz Philip – hier bei der alljährlichen Parlamentseröffnung.
Fast 70 Jahre im Dienste Ihrer Majestät: Prinz Philip – hier bei der alljährlichen Parlamentseröffnung.(c) REUTERS (POOL New)
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Prinz Philip will keine offiziellen Termine mehr wahrnehmen. Der 95-jährige Ehemann von Queen Elizabeth II. zieht sich ins Privatleben zurück.

London/Wien. Als den „weltgrößten Experten für das Enthüllen von Gedenktafeln“ bezeichnet sich Prinz Philip noch am Mittwoch. Einen Tag später hat der Ehemann der britischen Königin überraschend seinen Dienst am britischen Volk quittiert. Im Herbst begibt sich Prinz Philip, der in wenigen Wochen seinen 96. Geburtstag feiert, in den Ruhestand. Dann will er keinen offiziellen Verpflichtungen mehr nachkommen, behält sich aber vor, den einen oder anderen Termin wahrnehmen zu dürfen, je nach Lust und Laune.

110 Tage des Jahrs 2016 verbrachte Philip mit der Erfüllung offizieller Aufgaben – laut Presseabteilung der königlichen Familie weit mehr, als so manch jüngerer Royal sich zumutet: Dazu zählen Auslandsreisen genauso wie die Teilnahme an den Highland Games, das Füttern von Tieren im Zoo, der Besuch von Konzerten oder das Enthüllen neuer Bauwerke: Diese Woche durfte Philip das gold-rot-gestreifte Band einer neu errichteten Tribüne in Londons berühmtestem Cricket-Stadion, Heimstatt „seines“ Cricket-Clubs, durchtrennen. Im Vorjahr chauffierte der Prinz höchstpersönlich in einem dunkelblauen Range Rover die Obamas nach Schloss Windsor – wenn auch nur knappe 400 Meter vom Hubschrauberlandeplatz bis zur Schlosstreppe. 637 Auslandsreisen hat er unternommen, 22.191 Solotermine absolviert und 5493 Reden gehalten. Prinz Philip ist außerdem Schirmherr von 785 Organisationen, mehr als 20 Jahre lang war er Präsident der Umweltschutzorganisation WWF.

Gerüchte über Tod Philips

Mit 95 dürfe man schon ein wenig leiser treten. Er habe dem Land große Dienste erwiesen und sich seine Pension nun verdient. Wir werden ihn vermissen: So war der Tenor der Untertanen am Donnerstag vor dem Buckingham-Palast. Schaulustige und zahlreiche Journalisten aus aller Welt hatten sich vor den Toren des Palasts versammelt, nachdem bekannt geworden war, dass kurzfristig ein Treffen aller Angestellten angesetzt worden war.

Wilde Spekulationen ließen nicht lange auf sich warten: Von der Abdankung der Queen wurde gemunkelt. Das Boulevardblatt „The Sun“ veröffentlichte gar einen Nachruf auf Prinz Philip, der angeblich in der Nacht verstorben sei. Schon in der Früh sah sich der Palast genötigt, Gerüchte zu dementieren: Sowohl Queen als auch Prinzgemahl seien wohlauf.

Die 91-jährige Monarchin hat bereits im Vorjahr einige ihrer Aufgaben an ihre Familie delegiert. Ihr Mann gilt nach wie vor als ihre wichtigste Stütze, oft sind die beiden gemeinsam öffentlich aufgetreten. Diesen November feiern sie ihren 70. Hochzeitstag. Das Leben als Prinzgemahl dürfte dem früheren Marineoffizier aber nicht immer leicht gefallen sein. Seine Frau verfüge über „Toleranz in Fülle“, so Philip. Und diese ihre große Toleranz war auch oft gefragt: Philips trockener Humor, gespickt mit viel Selbstironie und wenig Rücksicht auf Political Correctness, hat immer wieder für internationales Aufsehen und manche Irritation gesorgt. Den deutschen Kanzler Helmut Kohl begrüßte er 1997 als „Herr Reichskanzler“. Britischen Studenten in Peking gab er 1986 den Satz mit auf den Weg: „Wenn ihr noch länger hier bleibt, bekommt ihr Schlitzaugen.“ Und: „Bewerft ihr euch immer noch gegenseitig mit Speeren?“, wollte er bei einer Australien-Reise 2002 von Ureinwohnern wissen.

Zurück zu den Terminen

Die Ankündigung seiner Pensionierung verstand Philip offensichtlich auch nur als kurze Unterbrechung seiner königlichen Pflichten: Denn sofort nach Bekanntgabe setzte er sich, gemeinsam mit seiner Ehefrau, in den Dienstwagen und ließ sich zu einem offiziellen Termin in den St. James's Palace bringen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2017)

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