Cyberangriff war von „beispiellosem Ausmaß“

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Symbolbild.(c) imago/Christian Ohde (imago stock&people)
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130.000 Rechner weltweit wurden mit einem Erpresservirus infiziert. Aus Österreich wurden bislang nur wenige Fälle gemeldet.

London/Berlin. Die europäische Polizeibehörde Europol sprach von einer Attacke von „beispiellosem Ausmaß“: Ein Cyberangriff hat am Wochenende weltweit zehntausende Computer lahmgelegt. Besonders schwer betroffen war das britische Gesundheitssystem. Auch die Deutsche Bahn war Opfer der Attacke. In Österreich meldete das Bundeskriminalamt vorerst „weniger als ein Dutzend Fälle“, unter den Betroffenen waren ein Hotel und ein Technologie-Unternehmen. Betroffene sollten unbedingt Anzeige erstatten.

Der Chef-Experte der in Helsinki ansässigen Cyber-Sicherheitsfirma F-Secure, Mikko Hypponen, sprach vom „größten Schadsoftware-Ausbruch in der Geschichte“ mit rund 130.000 betroffenen Systemen in mehr als hundert Ländern. Der Erpresservirus WannaCry nutzte einen bekannt gewordenen Code des US-Geheimdienstes NSA und eine Lücke im Betriebssystem Windows. Ein solcher Virus verschlüsselt Computerdaten, die nur nach Zahlung eines „Lösegelds“ entschlüsselt werden. Dahinter stecken offenbar Kriminelle, die Geld erpressen wollen. Von Seiten Europols hieß es, es seien „komplexe internationale Ermittlungen“ nötig, um die Hintermänner zu finden. Vorerst gestoppt haben dürfte den Angriff ein IT-Sicherheitsexperte von der Plattform MalwareTechBlog – durch die Registrierung eines von WannaCry genutzten Domain-Namens. Damit sei die Krise aber nicht vorbei, weil die Angreifer das Virus ändern könnten.


Europa im Visier.
Erstes Ziel des Virus war Europa, dann die USA. Konzerne wie der Kurierdienst FedEX und die spanische Telefonica meldeten Attacken. Bei Renault musste die Produktion teilweise gestoppt werden, auch das russische Innenministerium war betroffen. In Großbritannien musste Rettungswagen umgeleitet werden. Patienten wurden abgewiesen, Routineeingriffe abgesagt. Auf Twitter kursierten Bilder von gehackten Anzeigetafeln der Deutschen Bahn, auf denen auf Deutsch Lösegeld gefordert wird. „Viele Ihrer Dokumente, Fotos, Videos, Datenbanken und andere Dateien sind nicht mehr zugänglich, weil sie verschlüsselt wurden“, hieß es dort.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2017)

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