Vorwürfe gegen indonesische Polizei nach Razzia in Schwulenclub

Die verhafteten Männer wurden den indonesischen Medien vorgeführt.
Die verhafteten Männer wurden den indonesischen Medien vorgeführt.APA/AFP/FERNANDO
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Zehn Männern droht langjährige Haftstrafe wegen angeblichen Verstoßes gegen das indonesische Anti-Pornografie-Gesetz. Der Umgang der Polizei mit den 141 Festgenommenen sorgt für Kritik.

Bei einer Razzia in einem Schwulen-Club in der indonesischen Hauptstadt Jakarta sind 141 Männer festgenommen worden. Beamte durchsuchten am Sonntag ein Gebäude in der Hauptstadt Jakarta, in dem eine Sauna und ein Fitnessstudio untergebracht sind, wie die Polizei am Montag mitteilte. Zehn der Festgenommenen drohe eine Verurteilung wegen Verstoßes gegen die indonesischen Anti-Pornografie-Gesetze.

Unter den Festgenommenen waren nach Angaben der Polizei vier Ausländer: ein Brite, ein Mann aus Singapur und zwei Malaysier. Unter den zehn Festgenommenen, denen bis zu zehn Jahre Haft drohen, sind die Organisatoren der Party sowie mutmaßliche Prostituierte und Stripper. Die anderen Festgenommenen wurden als mögliche Zeugen befragt.

Der Polizist Nasriadi sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Razzia sei nach verdeckten Ermittlungen erfolgt. Seinen Angaben zufolge bezahlten die Teilnehmer der Party Eintrittsgelder. In einer Etage des Gebäudes habe es eine Stripshow gegeben, in einer anderen Etage habe es eine "Sex-Party" gegeben.

Bürgerrechtsgruppen verurteilen Vorgehen

Einige der Festgenommenen wurden am Montag von der Polizei bei einer Pressekonferenz vorgeführt. Ihre Gesichter waren unter schwarzen Masken verdeckt.

Bürgerrechtsgruppen verurteilten die Festnahmen und die Behandlung der Männer. Nach ihren Angaben durften sich die Festgenommenen nicht anziehen, bevor sie abgeführt wurden, und sie seien sogar während ihres Verhörs noch nackt gewesen. Außerdem warfen die Bürgerrechtler Polizisten vor, Nacktfotos der Männer in sozialen Netzwerken verbreitet zu haben.

Homosexualität ist in Indonesien nur in der Provinz Aceh gesetzlich verboten. Aber Feindseligkeiten gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender nahmen in dem südostasiatischen Land in jüngster Zeit zu. Konservative Politiker und Minister sowie einflussreiche islamische Gruppierungen wetterten öffentlich gegen Homosexuelle.

Anfang des Monats nahm die Polizei acht Männer fest, die an einer Schwulen-Party in der Stadt Surabaya teilgenommen haben sollen. In der vergangenen Woche verurteilte ein Scharia-Gericht in Aceh zwei Männer zu einer Prügelstrafe, weil sie miteinander Sex hatten.

(APA/AFP)

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