Zwei islamistische Gruppen, derselbe Machtanspruch. In Afghanistan bekämpfen sich die Taliban und der Islamische Staat (IS). Kabul hat ganze Regionen nicht mehr unter Kontrolle.
Dutzende von Staaten dürfen in diesem Land mitregieren, doch für uns soll kein Platz sein? Das sehen wir nicht ein.“ Habibullah Samimi nippt mürrisch an seinem Tee. Hier, im Distrikt Khogyani in der ostafghanischen Provinz Nangarhar, hat Samimi das Sagen: Er ist ein lokaler Taliban-Kommandant, ein Jihad-Veteran, der einst schon gegen die sowjetische Besatzung kämpfte. Samimis Anfeindung gilt der afghanischen Regierung in Kabul, die seiner Meinung nach keinen Frieden mit den Taliban haben will.
Seit Langem schon gilt Khogyani als Schlupfort der islamistischen Taliban-Miliz. Selbst die Menschen aus der Provinzhauptstadt Jalalabad, rund 30 Minuten Autofahrt entfernt, meiden die im Distrikt liegenden Dörfer. Wie in vielen anderen Gegenden Afghanistans auch, die von den Taliban kontrolliert werden, ist in Khogyani die Kabuler Regierung machtlos. Viele der Taliban-Kämpfer sind eng mit den Dorfstrukturen verbunden und gehören lokalen Stämmen an. Und die Fehden, die seit Jahrzehnten existieren, werden hier zum Teil weitergetragen. Weil Mitglieder von verfeindeten Stämmen die Regierung unterstützen, sind sie Feinde für Taliban wie Samimi.