Uiguren in Xinjiang: Zwischen Terror und Hoffnung

Neue Regelungen verbieten Muslimen in China das Tragen langer Rauschebärte wie im Bild.
Neue Regelungen verbieten Muslimen in China das Tragen langer Rauschebärte wie im Bild.(c) REUTERS (Thomas Peter)
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Strenge Maßnahmen bei Sicherheit, wenig Religion und viel Geld, lautet die Devise Pekings, um die Uiguren in der Provinz Xinjiang an sich zu binden.

Der Duft gegrillter Lammspieße liegt in der Luft. Gemächlich packen die ersten Händler im Basar mit seinen orientalischen Türmchen und Zinnen ihre Waren aus. Männer in weißer Arbeitskluft holen frisch gebackene Weizenfladen aus Öfen. Zweisprachig, in chinesischer und arabischer Schrift, preist das Geschäft nebenan „Grillfleisch“ an: Eine halbe Ziege baumelt in der schwülen Morgenluft.

Mit einem Mal kommt das geschäftige Treiben zum Stillstand. Panzerwagen rollen durch die belebte Straße im Herzen Ürümqis, Hauptstadt der chinesischen Provinz Xinjiang. Rote Banner mit großen weißen Schriftzeichen sind an den Militärfahrzeugen befestigt. Sie propagieren gesellschaftliche Stabilität und ethnische Einheit.

Die Sicherheitsvorkehrungen in der autonomen Region im Nordwesten Chinas sind hoch: Alle paar Hundert Meter säumen Polizeistationen die Straßen, Gepäckkontrollen und Leibesvisitationen beim Betreten öffentlicher Gebäude wie Hotels und Einkaufszentren sind üblich. Die Behörden überwachen den Verbleib der Bürger mit regelmäßigen Straßencheckpoints. Potenziellen Gefährdern ist es nicht erlaubt, aus der Provinz zu reisen. Knapp die Hälfte der Bevölkerung der wüstenreichen Provinz – sie hat gesamt etwa 23 Millionen Einwohner – sind muslimische Uiguren. Seit Jahrzehnten herrscht in der Region separatistische Gewalt. In einem „Volkskampf gegen den Terror“ geht Peking umgekehrt gegen uigurische Unruhestifter vor, die den eigenen Staat Ostturkestan fordern.

Uiguren als Terroristen in Syrien. Doch hinter den Anschlägen steckt nicht mehr nur Streben nach Unabhängigkeit. Mit offenen Armen haben islamistische Terrorgruppen separatistische Uiguren empfangen und ihnen eine neue Mission gegeben: Hunderte kämpfen in Syrien unter verschiedensten Bannern für den Jihad. Jüngst drohten chinesische Anhänger des sogenannten Islamischen Staates, das „ungläubige Vaterland“ mit „Flüssen aus Blut“ zu fluten. Die Provinzregierung unter Parteichef Chen Quanguo, der zuvor in Tibet gegen die Unabhängigkeitsbewegung vorging, will das verhindern: Sechs Prozent des Budgets, umgerechnet 3,9 Milliarden Euro, lässt sich Ürümqi die öffentliche Sicherheit 2016 kosten; ein Fünftel mehr als im Vorjahr.

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