Jeder vierte Drogentote kommt aus den USA

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Durch die "Opioid-Epidemie" ist die Zahl der Todesfälle durch Drogen in den USA um das dreifache gestiegen. Weltweit konsumierte 2015 eine Viertelmilliarde Menschen Drogen.

2015 gebrauchte rund eine Viertelmilliarde Menschen zumindest einmal im Jahr illegale Drogen, 29,5 Millionen Personen, 0,6 Prozent der Erwachsenen, hatten echte Suchtgiftprobleme. Dies geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht des UN-Büros zur Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) hervor. Damit hat sich das Suchtmittelverhalten weltweit im Vergleich zum Jahr 2014 kaum verändert.

Insgesamt sei der Suchtgiftmarkt international durch eine immer größer werdende Diversifizierung charakterisiert, hieß es in einer Aussendung des UNODC zur Veröffentlichung des Welt-Drogen-Berichtes mit Daten aus dem Jahr 2015. "Der Umfang des Schadens, den Drogenkonsum anrichtet, wird durch geschätzte 28 Millionen Jahre an gesunder Lebenserwartung unterstrichen (DALYs), die 2015 durch vorzeitigen Tod oder Invalidität dadurch verloren wurden", heißt es in dem Bericht. 70 Prozent davon gingen auf den Gebrauch von Opioiden zurück.

Das in Wien ansässige UNODC führt an, dass innerhalb eines Jahres (2015) geschätzte 183 Millionen Menschen weltweit zumindest einmal Cannabis benutzt haben. Bei den Amphetaminen und aufputschenden Medikamenten sind es 37 Millionen Personen, bei Ecstasy 22 Millionen Konsumenten. 17 Millionen Menschen konsumierten zumindest ein Mal Kokain. Die geschätzte Gesamtzahl jener Personen, die zumindest einmal im Jahr Opioide (Opium, Morphin, Heroin und synthetische Opioide wie Fentanyl und Derivate davon) missbräuchlich verwendeten, dürfte bei 36 Millionen liegen.

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Opiode Hauptproblem in USA

Beunruhigend sei die Entwicklung in den USA, unterstreicht der Bericht: "Die Vereinigten Staaten sind für rund ein Viertel aller Drogen-Todesfälle verantwortlich (...). Zum größten Teil durch Opioid-Missbrauch angetrieben, ist die Zahl der Todesfälle durch Überdosierungen in den USA zwischen 1999 und 2015 auf das Dreifache gestiegen, von 16.849 auf 52.404 oder um 11,4 Prozent allein im vergangenen Jahr (...)." Dies sei auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Schmerzmittel aus der Medizin (Fentanyl und Derivate) würden missbräuchlich verwendet und abgezweigt, gleichzeitig komme es zu einem vermehrten Heroinkonsum.

Die Situation in den USA und in Kanada ist allerdings durch die dort vorhandenen Rahmenbedingung mit der offenbar in jüngerer Vergangenheit massiven Verschreibung von Opioid-Analgetika durch Ärzte und die Publikumswerbung dafür in Medien mitbedingt. Hinzu kommt, dass sich Patienten von Ärzten Fentanyl verschreiben ließen und die Medikamente dann an Abhängige verkauften. Das dritte Faktum ist ein wachsender illegaler Markt mit Fentanyl-Derivaten aus ebenso illegaler Produktion. Bei den synthetischen Opioiden reiche die Herstellung geringer Mengen bereits für viele Tausend Dosen am Schwarzmarkt, stellten Experten im Jahresbericht der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) erst vor einigen Wochen fest. Fentanyl und ähnliche Wirkstoffe sind hundertfach wirksamer als Morphin und damit beim Gebrauch als Drogen schwer zu dosieren.

Abhängige, die Suchtgift injizieren, am meisten gefährdet

Die US-Problematik mit Opioiden aus der Medizin sollte aber laut internationalen Experten nicht die Verwendung der besten Analgetika bei Schmerzpatienten behindern. "Plötzlich dreht sich die Diskussion in den USA nur noch um die 'Opioid-Epidemie' und Todesfälle durch Überdosierungen. Niemand spricht mehr von den Patienten mit schweren chronischen Schmerzen", sagte Tony O'Brien (Cork University/Irland) vor kurzem bei einem Expertensymposium in Malta. "Nur 0,01 Prozent der für Opioid-Schmerzmedikamente gezielt ausgesuchten Schmerzpatienten entwickeln eine Abhängigkeit."

Am meisten gefährdet unter den Drogenkonsumenten sind jene, die sich Suchtgifte injizieren. Das sind weltweit rund zwölf Millionen Menschen. 1,6 Millionen Betroffene sind davon HIV-positiv, 6,1 Millionen Personen hingegen mit Hepatitis C infiziert, 1,3 Millionen haben sowohl ein chronische Hepatitis C als auch HIV. Pro Jahr sterben weltweit rund 222.000 Drogenabhängige an Hepatitis C. Die Krankheit könnte durch eine medikamentöse Therapie fast zu hundert Prozent geheilt, die Infektion sogar weltweit ausgerottet werden.

(APA)

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