Ägäis-Beben: „Schäden bald behoben“

Schwere Schäden gab es an Gebäuden in der Altstadt der Inselhauptstadt Kos sowie im dortigen Hafen.
Schwere Schäden gab es an Gebäuden in der Altstadt der Inselhauptstadt Kos sowie im dortigen Hafen.(c) REUTERS (COSTAS BALTAS)
  • Drucken

Zwei Tote, rund 100 Verletzte und ein Klein-Tsunami: die Bilanz des Erdbebens von Kos. Hotels und Flughafen hielten stand.

Zwei tote Touristen, rund 100 teilweise Schwerverletzte: Das war am Freitag die Bilanz jenes Seebebens der Stärke 6,4, das sich in der Nacht auf Freitag etwa zehn Kilometer nordöstlich der griechischen Ägäis-Insel Kos bzw. in fast gleicher Entfernung südlich der türkischen Hafenstadt Bodrum ereignet hatte. Das Hypozentrum lag in nur zehn Kilometern Tiefe unter türkischen Gewässern. Ein Schauer von Nachbeben fand in der näheren Region statt.

Aus der Türkei wurden bis Freitagnachmittag nur mäßige Schäden sowie angespülte Fischerboote gemeldet. Härter traf es Kos, wo die Menschen Glück im Unglück hatten: Das Beben ereignete sich um halb zwei Uhr früh – ein oder zwei Stunden zuvor hatten sich noch weit mehr Menschen in den Cafés und Bars und auf den Straßen des alten Zentrums der gleichnamigen Inselhauptstadt (rund 35.000 Einwohner) aufgehalten. Dort war meist herabstürzendes Mauerwerk für die Toten und Verletzten verantwortlich. Österreicher waren nach vorläufigen Erkenntnissen nicht drunter.

An der Küste bei Bodrum hatte sich ein kleiner Tsunami gebildet, der den Hafen und dort liegende Jachten beschädigte. Medienberichten nach drang Wasser bis zu 100 Meter auf das Festland vor. Tausende Touristen auf der türkischen und griechischen Seite wurden aus dem Schlaf gerissen, TV-Sender zeigten erschrockene und übernächtige Urlauber, von denen viele lieber im Freien übernachteten.

Minarett eingestürzt

Bei den Toten handelt es sich um einen Schweden und einen Türken. Sie wurden unter Trümmern des zweiten Stocks einer Bar begraben. Schwere Schäden erlitten neben einigen alten Häusern die Moschee, deren Minarett einstürzte, sowie zwei Kirchen. Insgesamt hielten die Gebäude stand, vor allem in den Hotels sind keine gröberen Schäden zu erkennen. Ein Sonderkommando der Feuerwehr flog bereits am späteren Freitagvormittag wieder von Kos ab, da es keine Vermissten zu suchen gab.

Straßen und Flughafen sind problemlos nutzbar. Schwerer beschädigt wurde der Hafen von Kos: Dort haben sich größere Risse im Boden aufgetan, an der Mole klafft ein langer, breiter Spalt. Autofähren konnten zunächst nicht anlegen bzw. die Fahrzeuge anlanden. Da es keinen weiteren geeigneten Hafen gibt, werden Fähren vorerst auf andere Inseln umgelenkt und die Passagiere von kleinen Booten übernommen. Im Infrastrukturministerium in Athen hieß es, die Schäden würden schnell behoben.

Die Ägäis ist bekannt bebengefährdet. Der Tourismus von Kos wurde von der Flüchtlingskrise 2015 hart getroffen, der Urlauberrückgang im Folgejahr war stark. Heuer scheint sich die Wirtschaft dieser Insel des Dodekanes im Gegensatz zu weiter im Flüchtlingsfokus stehenden Inseln wie Chios, Lesbos und Samos wieder zu erholen. Aus Österreich wurden jedenfalls keine Reisestornos gemeldet.

Griechische Seismologen sagten am Freitag einhellig, dass das Hauptbeben mit der Stärke 6,4 für die Gegend ungewöhnlich stark gewesen sei. Bisher habe man dort nie stärkere Beben gemessen, und das zuvor letzte derselben Magnitude habe sich 1933 ereignet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Weltjournal

Erdbeben auf Kos: "So ein Erdbeben nicht erlebt"

Heimische Urlauber auf der griechischen Insel berichten von zerstörten Häusern und mehreren Nachbeben. Sie mussten die Nacht im Freien verbringen.
Zerstörungen nach dem Seebeben auf Kos
Weltjournal

Erdbeben in der Ägäis forderte zwei Menschenleben

Ein Beben - seine Stärke dürfte 6,5 oder 6,7 betragen haben - erschütterte die griechischen Inseln der Dodekanes und den Südwesten der Türkei. Auf Kos wurden Dutzende verletzt, zwei Urlauber aus der Türkei und Schweden kamen ums Leben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.