Keine Hoffnung mehr für den kleinen Charlie Gard

Connie Yates und Chris Gard müssen sich von ihrem schwer kranken Sohn verabschieden.
Connie Yates und Chris Gard müssen sich von ihrem schwer kranken Sohn verabschieden.imago/i Images
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Die von den Eltern geforderte Behandlung in den USA sei wegen irreversibler Schäden nicht mehr möglich. Die Klage wird fallengelassen.

Sie haben den juristischen Kampf um das Leben ihres Sohnes aufgegeben. Chris Gard und Connie Yates wollen nicht weiter vor Gericht die Behandlung ihres schwer kranken Sohnes Charlie einklagen. Das gab das Paar am Montag via Anwalt Grant Armstrong bekannt.

Sie zogen auch ihren Antrag auf experimentelle Behandlung in den USA zurück, da es dafür nun "zu spät" sei, damit die Behandlung auch wirken könnte. 350.000 Menschen hatten eine Petition unterschrieben , in der sie Charlies Ausreise und Behandlung in den USA fordern. Charlies Mutter sagte, er hätte ein normales Leben führen können, wenn er früher die richtige Behandlung bekommen hätte. Der Anwalt erklärte, die Muskelschäden seien mittlerweile irreversibel, das Zeitfenster für eine Behandlung sei ungenutzt verstrichen. "Dunkle Tagen liegen hinter den Eltern", sagte der Jurist. Die Eltern und das Krankenhaus würden nun darüber sprechen, wie das Leben des Buben beendet werde. 

Ärzte gegen Eltern

Charlie leidet an einer seltenen genetischen Erkrankung, in der Fachsprache mitochondriales DNA-Depletionssyndrom (MDDS), wobei insbesondere das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wird. Das elf Monate alte Kind muss künstlich beatmet und ernährt werden. Charlie kann sich nicht bewegen, ist gehörlos und hat epileptische Störungen.

Die Ärzte im Londoner Great-Ormond-Street-Krankenhaus hatten sich dafür ausgesprochen, dass der Bub in Würde sterben soll. Seine Eltern wollten ihn dagegen für eine experimentelle Therapie in die USA bringen, die allerdings bei Charlies Erkrankung noch nie ausprobiert worden waren - nur bei milderen Verläufen. Sie hatten dafür bereits rund 1,5 Millionen Euro an Spenden gesammelt, um den Krankentransport und die Behandlung finanzieren zu können.

Der Rechtsstreit durchlief alle Instanzen bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Bereits Ende Juni sollte Charlies Beatmung eingestellt werden, doch die Eltern erbaten Aufschub, um von ihrem Sohn Abschied zu nehmen.

Internationale Schlagzeilen

Anfang Juli kündigte das Great-Ormond-Street-Hospital an, den Fall nochmals gerichtlich überprüfen zu lassen. Anlass waren die Zuschriften mehrerer Experten, die angaben, neue Erkenntnisse über die Chancen einer experimentellen Therapie vorlegen zu können.

Der Fall hatte international Schlagzeilen gemacht, sogar Papst Franziskus und US-Präsident Donald Trump hatten sich dazu geäußert. Krankenhäuser in den USA und Italien hatten angeboten, Charlie weiter zu behandeln.

Das Great-Ormond-Street-Krankenhaus klagte zuletzt über Belästigungen und sogar Morddrohungen durch Unterstützer der Eltern gegen Ärzte und Krankenschwestern.

(APA/dpa/Red.)

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