Anschlagsplan auf Band: "Bekamen gezielten Hinweis"

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NETHERLANDS-CONCERT-TERROR-POLICEAPA/AFP/ANP/ARIE KIEVIT
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Die näheren Umstände des möglicherweise vereitelten Attentats auf die US-Rockband "Allah-Las" in Rotterdam sind weiter unklar. Ein Verdächtiger ist noch in Haft. Möglicherweise spielt der Name der Band eine Rolle.

Nach der Absage eines Rockkonzerts in Rotterdam wegen eines möglichen Terroranschlags auf die Band am Mittwoch waren die genauen Umstände der Bedrohung am Donnerstag vorerst unklar und die Angaben zu den Hintergründen widersprüchlich. Die niederländische Polizei hatte zwar noch am Mittwoch und in der Nacht auf Donnerstag zwei verdächtige Männer festgenommen; doch mindestens einer davon dürfte mit der Sache nichts zu tun haben.

Bei diesem Mann handelt es sich demnach um einen Spanier, der einen Lieferwagen in der Nähe der Konzerthalle gelenkt hatte, wo die US-Alternativeband "Allah-Las" hatte auftreten wollen. In seinem Wagen fanden Polizisten bei einer Kontrolle wegen "auffälliger Fahrweise" mehrere Propangasflaschen.

Betrunken am Steuer

Dies hatte den Verdacht erregt, dass der Spanier mit dem Anschlag in Barcelona vor wenigen Tagen in Verbindung stehen könnte, bei dem ein Mitglied einer islamistischen Terrorzelle ein Auto in eine Menschenmenge gefahren und 15 Menschen getötet hatte. Damals kam es in dem Haus, in dem die Bande ihr Zentrum hatte, auch zu einer Explosion zahlreicher Gasflaschen - später ergab sich aus den Vernehmungen überlebender Islamisten, dass man Anschläge mit Gasflaschen-Bomben in Barcelona geplant habe.

Der in Rotterdam festgenommene Spanier indes soll laut Polizei einfach ein Monteur gewesen sein - und er sei beim Fahren des Lieferwagen angetrunken gewesen. Die spanische Nachrichtenagentur Europa Press berichtete unter Berufung auf spanische Ermittler, der festgenommene Handwerker habe keine Verbindungen zum jihadistischen Terrorismus.

Allerdings blieben die holländischen Behörden am Donnerstag dabei, dass sie "eine konkrete Information" über einen geplanten Anschlag just auf die Allah-Las erhalten hätten, und zwar aus Spanien. Dort habe man von einem Terrorakt "an diesem Tag, an diesem Ort und auf diese Band" gesprochen, sagte Rotterdams Polizeichef Frank Paauw am Donnerstag.

"An diesem Tag und auf diese Band"

Unklar ist in diesem Zusammenhang noch die genaue Identität des zweiten wegen Terrorverdachts Festgenommenen: Es handelt sich um einen 22-Jährigen, der am Donnerstag gegen zwei Uhr früh in Zevenbergen in der südholländischen Region Nordbrabant in der Wohnung seiner Eltern überwältigt wurde.

Die Eltern befinden sich auf Urlaub. Bis Donnerstagnachmittag wurde nur angegeben, dass es sich um einen niederländischen Bürger namens Jim F. handle, Angaben zu Religion und etwaigem Migrationshintergrund gab es nicht.

"Irgendwie heilig klingen"

Dass die Allah-Las, eine 2008 in Kalifornien gegründete Band aus dem Genre Rock/Alternative/Psychedlic, wegen ihres islamisch klingenden Namens im Visier stehen könnte, der für Extremisten als Bezeichnung einer Band "gotteslästerlich" sein könnte, war vielfach vermutet worden, aber als Motiv vorerst unbestätigt. Die Gruppe hat bisher drei Alben produziert und will, wie sie am Donnerstag behauptete, ihren Namen nicht in einem religiösen Kontext sehen.

The Allah-Las
The Allah-LasThe Allah-Las

Allerdings hatten ihre Mitglieder in früheren Interviews sehr wohl angegeben, dass sie den Namen "Allah" gewählt hätten, weil sie "irgendwie heilig klingen" wollten. Diesbezüglich seien sie auch von der berühmten schottischen Band "The Jesus and Mary Chain" (1983-1999, erneut existent seit 2007) inspiriert worden. Diese Gruppe aus dem Sektor Alternative/Noise Pop/Post-Punk und Shoegazing hatte seinerzeit vor allem mit den Alben "Darklands" (1987), "Automatic" (1989), "Honeys Dead" (1992) und "Stoned & Dethroned" (1994) ziemlichen Erfolg beim Independent-Publikum.

Seitens der Allah-Las hieß es mehrfach, sie würden nicht verstehen, dass ihre Namensgebung Moslems stören könne. Tatsächlich würden sie aber häufig E-mails von Muslimen bekommen, die sich beschwerten, gaben sie zu. Ein Konzert in der Türkei habe sogar einmal abgesagt werden müssen, weil der Veranstalter Angst vor Gewaltakten bekommen habe.

(APA/Reuters/dpa)

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