Bergsturz in der Schweiz: Zwei Österreicher unter acht Vermissten

Ausläufer der Gerölllawine vom Piz Cengalo beim Dorf Bondo (Graubünden)
Ausläufer der Gerölllawine vom Piz Cengalo beim Dorf Bondo (Graubünden) APA/KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
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Einem gewaltigen Felssturz am Piz Cengalo im Kanton Graubünden könnten acht Personen zum Opfer gefallen sein. Vier Millionen Kubikmeter Gestein und Schlamm rutschten bis ins Tal und trafen stellenweise auch auf ein Dorf.

Ein mächtiger Bergsturz im Schweizer Kanton Graubünden hart an der Grenze zu Italien hat am Mittwoch möglicherweise Opfer gefordert. Acht Wanderer, darunter ein Ehepaar aus Österreich, wurden bis Donnerstag von Angehörigen als vermisst gemeldet. Diese Zahl bestätigten auch die Schweizer Behörden am Donnerstagnachmittag. Die übrigen Vermissten seien Schweizer und Deutsche, die allerdings nicht mit den Österreichern unterwegs gewesen waren.

Eine andere Wanderergruppe, die ebenfalls in der Gegend unterwegs gewesen und als vermisst gemeldet worden war, tauchte inzwischen unversehrt in Italien auf, wie eine Sprecherin der Polizei im Kanton Graubünden bestätigte.

Der Bergsturz, der nach Angaben Schweizer Geologen der größte in der Schweiz seit vielen Jahrzehnten war, ereignete sich am Mittwoch nahe der schweizerisch-italienischen Grenze im Bondasca-Tal. Riesige Geröll- und Schlammmassen wälzten sich ins Tal, allein der abgebrochene Fels soll das Volumen von zwei Cheops-Pyramiden gehabt haben. Wie erst 24 Stunden später bekannt wurde, hielten sich in dem Gebiet mindestens acht Wanderer auf, zu denen weder Polizei noch Angehörige Kontakt herstellen konnten. Die Suche nach ihnen gehe auch in der Nacht weiter, sagte die Sprecherin. Hubschrauber seien mit Wärmekameras im Einsatz.

Der Bergsturz hatte sich am Mittwoch am 3369 Meter hohen Piz Cengalo südlich des Dorfes Bondo (rund 200 Einwohner) in den Bergeller Alpen im Engadin ereignet. Der markante Berg, über dessen Gipfel die Staatsgrenze Italien/Schweiz verläuft, befindet sich etwa 15 Kilometer nordöstlich des Comosees und rund 28 km südwestlich von St. Moritz. Gesteinsmassen hatten sich an dem als instabil bekannten Berg gelöst und waren ins Tal gedonnert. Dabei waren nach Schätzungen bis zu vier Millionen Kubikmeter Geschiebe sowie Schlamm mit größeren Gesteinsbrocken nachgerutscht. Die graue Masse schob sich großteils an dem Dorf vorbei, erwischte es aber stellenweise.

Der Piz Cengalo (links)
Der Piz Cengalo (links)Biovit/CC BY-SA 3.0

Verletzt wurde in Bondo niemand, weil ein Alarmsystem rechtzeitig vor dem Murenabgang gewarnt hatte. Zwölf Objekte (Ställe und Almhütten) wurden zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen.

Aus dem schmalen Bondasca-Tal, das von Bondo an den Fuß des Gebirges führt, wurden einige Personen mit Helikoptern ausgeflogen. Polizei, Rettungsdienste und Militär sind im Einsatz.

Dutzende Meter hoch mit Geröll aufgefüllt

Das fünf Kilometer lange Tal sei stellenweise Dutzende Meter hoch mit Geröll und Schlamm aufgefüllt, heißt es. Die Suche nach Vermissten war aufgrund neuer Erkenntnisse in der Nacht auf Donnerstag intensiviert worden. Die Einwohner des Dorfes dürfen vorerst nicht in ihre Häuser zurückkehren. Experten schlossen weitere kleinere Felsstürze nicht aus.

Im Dezember 2011 waren im Gipfelbereich des Cengalos eine Million Kubikmeter Gestein abgebrochen, verletzt wurde niemand, ein Wanderweg wurde verschüttet. Das Gebiet wird seit Jahren von Spezialisten überwacht. Erst Ende Juli hatten Geologen laut Medienberichten stark erhöhte Bewegungen im Fels festgestell, vorige Woche waren mehrere Hochalmen im gefährdeten Gebiet gesperrt worden.

Luftaufnahme von Bondo
Luftaufnahme von BondoAFP

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