Indischer Guru muss zwanzig Jahre in Haft

Guru Gurmeet Ram Rahim Singh muss länger ins Gefängnis.
Guru Gurmeet Ram Rahim Singh muss länger ins Gefängnis.APA/AFP/PUNIT PARANJPE
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Der Richter wurde per Hubschrauber zur Strafmaßverkündung ins Gefängnis geflogen, um gewaltvolle Proteste der Guru-Anhänger wie beim Schuldspruch zu verhindern.

Der indische Sektenführer Gurmeet Ram Rahim Singh ist wegen der Vergewaltigung zweier Anhängerinnen zu insgesamt 20 Jahren Haft verurteilt worden. Die Bundespolizei stellte am Montag klar, der Guru müsse zwei aufeinanderfolgende Haftstrafen von jeweils zehn Jahren absitzen. Der 50-Jährige war bereits am Freitag schuldig gesprochen worden.

Bei gewaltsamen Protesten seiner Anhänger wurden anschließend 38 Menschen getötet. Ein Gericht in Rohtak nordwestlich von Neu Delhi verkündete am Montag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen das Strafmaß gegen den Guru. Klägeranwalt Utsav Singh Bains sagte, er werde das Urteil anfechten. Er will eine längere Haftstrafe und eine Ausweitung der Ermittlungen beantragen.

Dutzende weitere Opfer vermutet

Es gebe es mindestens 48 weitere Vergewaltigungsopfer, sagte Bains der Nachrichtenagentur AFP. Womöglich seien einige von ihnen getötet worden, andere hätten zu viel Angst gehabt, um gegen Singh auszusagen. Der Guru beteuert seine Unschuld. Seine Anwälte wollen ebenfalls in Berufung gehen.

Opferanwälte hatten zunächst mitgeteilt, der Guru sei zu zehn Jahren Haft verurteilt. Das Gericht stellte dann aber klar, dass das Urteil auf zehn Jahre Haft für jeden der beiden Vergewaltigungsfälle laute, was sich auf 20 Jahre summiere.

Die Vergewaltigungsvorwürfe gegen den 50-jährigen Sektenchef, der durch seine bunte Kleidung und seinen üppigen Schmuck auffällt, waren erstmals 2002 laut geworden. Aber erst 2007 fanden sich zwei Anhängerinnen zu einer Klage bereit.

Nach dem Urteil gegen Singh waren am Freitag im nordindischen Panchkula zehntausende Anhänger seiner Bewegung Dera Sacha Sauda auf die Straße gegangen. Die Proteste schlugen in Gewalt um, laut Polizei wurden 38 Menschen getötet.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Am Gerichtssitz in Rohtak galten aus Angst vor weiteren Ausschreitungen strenge Sicherheitsvorkehrungen. Polizei und Armee waren mit einem Großaufgebot im Einsatz. Internetverbindungen auf Mobilgeräten wurden blockiert, Straßen waren mit Stacheldraht abgeriegelt. Mehr als hundert Vertraute des Gurus wurden vorsorglich in Gewahrsam genommen. Neue Krawalle würden notfalls mit Waffengewalt niedergeschlagen, kündigte der örtliche Polizeichef Navdeep Singh Virk an.

Rohtak und Panchkula liegen im nordindischen Bundesstaat Haryana. Dort hat Singh hunderttausende Anhänger, weltweit sollen es Millionen sein. Der Guru geriet bereits mehrfach ins Visier der Justiz. 2015 wurde er beschuldigt, 400 Männer seiner Sekte dazu gebracht zu haben, sich in seinem Aschram kastrieren zu lassen, "um Gott näher zu sein".

Außerdem wurde gegen Singh wegen Verschwörung zur Ermordung eines Journalisten ermittelt. Der Guru selbst beschreibt seine Bewegung Dera Sacha Sauda als geistliche und wohltätige Organisation.

(APA/dpa)

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