Warum die Welt künftig mehr Hurrikans wie "Irma" erleben wird

Hurrikan "Irma" traf auch die Dominikanische Republik.
Hurrikan "Irma" traf auch die Dominikanische Republik.
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Experten beobachten, dass Wirbelstürme an Intensität zunehmen: höhere Windgeschwindigkeiten und stärkere Regenfälle. Der Trend könnte sich fortsetzen, glauben Forscher.

Erst "Harvey", dann "Irma" - mit zerstörerischer Kraft haben die beiden Wirbelstürme binnen weniger Tage Tod und Verwüstung gebracht. Und vor allem "Irma" könnte dabei ein Vorgeschmack auf kommende Zeiten sein: Die Welt werde zwar nicht unbedingt mehr Wirbelstürme erleben, dafür aber intensivere, glauben Forscher.

Denn "Irma" wütete noch heftiger als ihr Vorgänger: Der französische Wetterdienst Meteo France erklärte, noch nie seit Beginn der Satellitenüberwachung habe sich ein Hurrikan so lange in einer solchen Stärke gehalten. Kategorie 5 ist bei Wirbelstürmen die höchste Kategorie. Am Donnerstag zu Mittag waren es bei "Irma" bereits 33 Stunden.

Während die Wirbelstürme im Nordatlantik und im nordöstlichen Pazifik als Hurrikans bezeichnet werden, ist im Indischen Ozean und im Südpazifik von Zyklonen die Rede. Taifune werden die Stürme im nordwestlichen Pazifik genannt.

Angesichts fehlender Satellitenbilder für alle Weltregionen vor dem Jahr 1970 kann keine Aussage darüber getroffen werden, wie sich die Wirbelstürme über das 20. Jahrhundert hinweg entwickelt haben. Vor Beginn der vollständigen Satellitenüberwachung kam es mitunter vor, dass selbst besonders heftige Hurrikans nicht wahrgenommen wurden, wenn sie nicht auf Land trafen. Wegen der schwachen Datenlage ist eine wissenschaftliche Auswertung der Stürme schwierig.

Seit 20 Jahren eine Zunahme von Hurrikans

Im Nordatlantik wird seit rund 20 Jahren eine Zunahme von Hurrikans registriert. Franck Roux von der Universität Paul-Sabatier im französischen Toulouse zufolge war aber zwischen 1970 und 1995 das Gegenteil der Fall.

Tatsächlich sind sich die Forscher einig, dass die Aktivität von Wirbelstürmen in dieser Region Zeitzyklen von mehreren Jahrzehnten folgt. Sie können deshalb noch nicht sicher sagen, ob die gegenwärtige Zunahme der Stürme einem natürlichen Zyklus oder dem Klimawandel geschuldet ist.

Im nordwestlichen Pazifik etwa war im Zeitraum von 1998 bis 2010 ein leichter Rückgang an Wirbelstürmen zu verzeichnen.

"Erwartete Konsequenz des Klimawandels"

Computermodelle zur Klimasimulation zeigen eine verstärkte Intensität der Wirbelstürme. Dies betrifft die Windgeschwindigkeiten und die Regenfälle. Die Modelle weisen aber auch auf eine mögliche zukünftige Abnahme der Häufigkeit solcher Stürme weltweit hin.

"Heftigere Wirbelstürme sind eine der erwarteten Konsequenzen des Klimawandels", sagt Valerie Masson-Delmotte, Mitglied der internationalen Expertengruppe zum Klimawandel (Giec). Wirbelstürme erlangen ihre Kraft durch die von den Ozeanen freigesetzte Energie. Der Klimaforscherin zufolge werden die Stürme mit der Erwärmung der Meere und der zunehmenden Feuchtigkeit in der Atmosphäre immer heftiger.

"Der Klimawandel lässt diese Stürme nicht entstehen, aber er verschärft ihre Auswirkungen", sagt Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Der Anstieg der Meeresspiegel ist eines der Anzeichen für die Erderwärmung. Lag der Anstieg im 20. Jahrhundert noch bei durchschnittlich 20 Zentimetern, könnte er bis zum Jahr 2100 knapp einen Meter erreichen. Darüber hinaus produzieren die Wirbelstürme Wellen, die wiederum "Wogen an Stürmen" verursachen. Küstengebiete werden den Unwettern durch beide Phänomene künftig stärker ausgesetzt sein.

Dem Wetterdienst Meteo France zufolge zeigen Studien, dass sich das Gebiet, in denen die Stürme ihre maximale Intensität erreichen, in den vergangenen 35 Jahren auf der Nord- wie auf der Südhalbkugel in Richtung der Pole bewegt hat. Dies könnte auf die Ausdehnung der Tropen, also des Gebiets beiderseits des Äquators, zurückzuführen sein, wo ein heißes und feuchtes Klima vorherrscht.

(APA/AFP)

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