Hurrikan "Maria": Kompletter Stromausfall auf Puerto Rico

Trüber Ausblick aus den Fenstern in San José auf Puerto Rico.
Trüber Ausblick aus den Fenstern in San José auf Puerto Rico.APA/AFP/HECTOR RETAMAL
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Die von "Irma" noch herumliegenden Trümmer könnten zur Gefahr werden. Auf Dominica und Guadeloupe kamen neun Menschen durch "Maria" ums Leben.

Hurrikan "Maria" hat ersten Informationen zufolge auf der US-Karibik-Insel Puerto Rico schwere Schäden angerichtet. Einem Sprecher des Gouverneurs Ricardo Rossello zufolge fiel am Mittwoch im ganzen Territorium der Strom aus. Die Regierung habe noch keinen Überblick über das Ausmaß der Zerstörung, sagte er. Der Gouverneur rief US-Präsident Donald Trump auf, den Katastrophenzustand zu erklären.

Lokalen Medien zufolge wurden unter anderem mehrere Krankenhäuser durch den Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern pro Stunde beschädigt. "Wenn wir wieder nach draußen gehen können, werden wir unsere Insel verwüstet vorfinden", sagte der Leiter des Katastrophenschutzes, Abner Gomez, der Zeitung "Nuevo Dia". Der Sturm habe "auf seinem Weg alles zerstört". Gomez rief die Menschen dazu auf, bis Freitag nicht die Häuser zu verlassen, auch weil umstürzende Bäume ein großes Risiko darstellten.

Seit fast 90 Jahren ist Puerto Rico nicht mehr von so einem starken Wirbelsturm wie "Maria" heimgesucht worden. Die Regierung hatte vorab rund 500 Notunterkünfte für 67.000 Menschen eingerichtet. Die 3,5 Millionen Einwohner der dichtbesiedelten Inseln kauften die Geschäfte leer und versuchten erneut, ihre Häuser sturmfest zu machen.

Noch hat sich das US-Außengebiet von den Verheerungen durch Hurrikan "Irma" nicht erholt, der vor zwei Wochen durch die Karibik gezogen war. Immer noch waren unter anderem 50.000 Haushalte ohne Strom.

Nächstes Ziel von "Maria": Die Jungferninseln

Hurrikan "Maria"
Hurrikan "Maria"APA

Nach dem kleinen Inselstaat Dominica und der französischen Nachbarinsel Guadeloupe erreichten Ausläufer des Hurrikans auch die Amerikanischen Jungferninseln. "Die Stürme gehen gerade erst los, und doch fühlt sich das schon ganz schön brutal an", berichtete die 31-jährige Coral Megahy aus Saint Croix, der größten und bevölkerungsreichsten Insel der Amerikanischen Jungferninseln. Einwohner im benachbarten Saint John berichteten, wie der Sturm große Bäume entwurzelte und durch die Luft wirbelte.

Besondere Sorgen bereitete den Behörden in der Region, dass der neue Hurrikan die Trümmer, die "Irma" vor zwei Wochen hinterlassen hatte, aufwirbeln und in tödliche Geschosse verwandeln könnte. "Unsere Inseln sind derzeit extrem verletzbar", sagte der Premierminister der Britischen Jungferninseln, Orlando Smith. Er rief eine Ausgangssperre aus.

Der britische Commonwealth-Minister Alan Duncan sagte später jedoch der BBC, es sehe so aus, als würden die Jungferninseln weniger hart getroffen als vor zwei Wochen.

Mehrere Tote auf Guadeloupe und Dominica

Zuvor hatte "Maria" in Guadeloupe und Dominica schwere Zerstörungen angerichtet. Die Behörden in Guadeloupe meldeten zwei Tote und zwei Vermisste. Auf der Dominica sind nach Angaben eines Regierungsberaters mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Diese Zahl sei bestätigt, sie könne aber noch weiter steigen, berichtete ein Berater von Premierminister Roosevelt Skerrit unter Berufung auf ein Telefonat mit ihm.

"Riesiger Verlust an Häusern und öffentlichen Gebäuden. Das Hauptkrankenhaus wurde getroffen. Patientenversorgung wurde beeinträchtigt. Viele Gebäude, die als Schutzunterkünfte gedient haben, haben ihre Dächer verloren", hieß es in der Nachricht, die eine Hilfsorganisation auf Facebook verbreitete. Der Premierminister, der den Angaben zufolge in Dominicas Hauptstadt Roseau geblieben war, wollte am Donnerstag die ländlichen Gebiete der Insel besuchen.

Nach "Irma" noch Chaos

Vor "Maria" hatte "Irma" in der Karibik schwere Zerstörungen angerichtet. Mindestens 40 Menschen starben. Anschließend wütete der Hurrikan im US-Bundesstaat Florida. Viele Wissenschafter vermuten, dass schwere Wirbelstürme wie "Maria", "Irma" und davor "Harvey" aufgrund des Klimawandels an Intensität zunehmen.

Der französische Präsident Emmanuel Macron griff dieses Thema am Dienstag in seiner Rede vor den Vereinten Nationen in New York auf. Die Serie schwerer Hurrikans in der Karibik sei "eine der direkten Folgen der Erderwärmung", sagte er.

Haitis Präsident Jovenel Moïse machte ebenfalls den Klimawandel für die Hurrikans verantwortlich. "Wir, die Staaten der Karibik, stoßen nicht viele Treibhausgase aus, dennoch müssen wir heute für den Schaden aufkommen", klagte er in New York.

(APA/AFP)

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