Natürliche Ursache für Erdbeben in Nordkorea vermutet

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Ein Erdbeben in der Gegend von Kilju in der nördlichen Provinz Hamgyong mit der Stärke 3.4 sorgt für Diskussionen. China glaubt an eine Explosion, Südkorea und die UNO-Experten an eine natürliche Ursache.

Die chinesische Erdbebenwarte teilte mit, möglicherweise seien die Erschütterungen der Stärke 3,4 direkt an der Erdoberfläche von einer Explosion verursacht worden. Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, das Epizentrum sei in etwa dort gelegen, wo bereits am 3. September Erdstöße registriert worden seien. Diese waren durch Nordkoreas sechsten und bis dahin größten Atomtest ausgelöst worden. Damals waren chinesische Seismologen davon ausgegangen, dass es möglicherweise ein unterirdischer Einsturz war, der durch den Test ausgelöst worden sein könnte.

Das südkoreanische meteorologische Institut erklärte hingegen, das Beben dürfte ersten Einschätzungen zufolge eine natürliche Ursache haben. Dies wurde auch von einer Einschätzung von Atomtestbeobachtern der UNO bestätigt. "Die beiden seismischen Aktivitäten waren wahrscheinlich nicht menschengemacht", teilte der Vorsitzende der in Wien ansässigen Vorbereitenden Kommission zur Bildung der Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO Prep Comm), Lassina Zerbo, am Samstag über Twitter mit. Die Untersuchungen seien aber noch nicht abgeschlossen.

Wohl kein neuer Atomtest

Das Erdbeben nahe einem Atomtestgelände in Nordkorea ist nach Einschätzung der norwegischen Erdbebenwarte Norsar wahrscheinlich nicht von einem neuen Nukleartest ausgelöst worden. Die bisher ausgewertete seismischen Signale sprächen eher für ein Nachbeben oder Felseinsturz als für einen neuen Atomtest, teilte Norsar am Samstag mit.

Das Zentrum des Bebens sei in der nördlichen Provinz Nord-Hamgyong gelegen. Die Stärke gab Südkorea mit 3,0 an. Auch nach Informationen der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo wird auch in Japan davon ausgegangen, dass es sich um ein natürliches Beben handeln dürfte.

Die in Wien ansässige Vorbereitende Kommission zur Bildung der Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) teilte mit, sie gehe einer ungewöhnlichen seismischen Aktivität in Nordkorea nach. Nordkorea selbst äußerte sich zunächst nicht.

Nordkorea drohte mit Wasserstoffbombe

In der Vergangenheit hatten Beben in Nordkorea auf nukleare Tests hingedeutet. Nordkorea hatte erst am Freitag mit dem Test einer Wasserstoffbombe gedroht. Damit reagierte es auf erneute Verbalattacken von US-Präsident Donald Trump in einer Rede vor der UNO-Vollversammlung. Nordkorea hat in der Vergangenheit ungeachtet internationaler Sanktionen wiederholt Atomtests ausgeführt und Raketen getestet. Die sechs bisherigen Atomtests Nordkoreas wurden alle auf dem Gelände Punggye-ri in der Provinz Nord-Hamgyong durchgeführt.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnte unterdessen angesichts zunehmend scharfer Töne im Konflikt um Atomtests Nordkoreas erneut eine diplomatische Lösung ein. "Jede Art von militärischer Lösung würde in ein großes Unglück führen", sagte Merkel am Samstag bei einem CDU-Wahlkampftermin in Berlin. Sie bekräftigte das Angebot zu einem Engagement Deutschlands für eine friedliche Lösung. "Das sage ich auch ganz persönlich als Bundeskanzlerin."

Die deutsche Regierung kann nach Einschätzung des Direktors der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Volker Perthes, als Vermittler im Nordkorea-Konflikt "nützlich sein". Er verwies dabei in einem Interview mit dem Sender SWR auf die Erfahrungen Deutschlands in den Verhandlungen um das iranische Atomprogramm. Zudem habe Deutschland den Vorteil, "Botschaften beider Koreas in Berlin" zu haben, weil Nordkoreas Botschaft aus DDR-Zeiten immer noch offen sei. "Das hat auch in der Vergangenheit ermöglicht, dass ganz, ganz stille Diplomatie, die die Nordkoreaner involviert, in Berlin stattfand", sagte Perthes. Man könne die nordkoreanischen Atomwaffen nicht mit einem Militärschlag gefahrlos unschädlich machen. Die richtige Strategie sei daher "starker Druck, Sanktionen und dann das Fenster der Diplomatie".

(APA/DPA/Reuters)

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