Las Vegas-Todesschütze hinterließ Zettel mit Zahlenserie

Die Polizei fand den Täter vermutlich schon tot in dem Hotelzimmer in Las Vegas, von dem aus er in die Menge geschossen hatte.
Die Polizei fand den Täter vermutlich schon tot in dem Hotelzimmer in Las Vegas, von dem aus er in die Menge geschossen hatte.REUTERS
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Der schlimmste Massenmord in der US-Kriminalgeschichte gibt der Polizei nach wie vor Rätsel auf.

Auf der Suche nach einem Motiv des Massenmörders von Las Vegas kommen die Ermittler nicht voran. Auch ein Zettel aus gelbem Papier, den die Polizei im Hotelzimmer des Todesschützen Stephen Paddock gefunden hatte, gab keine Aufschlüsse, sondern nur noch zusätzliche Rätsel auf. Er enthielt eine Serie von Zahlen, teilte Sheriff Kevin McMahill am Freitag mit. "Wir wissen nicht, was sie bedeuten."

In der Nacht auf vergangenen Montag hatte Paddock vom 32. Stock des Hotels Mandalay Bay in Las Vegas das Feuer auf Tausende Besucher eines Musikfestivals eröffnet. 58 Menschen starben, der Täter tötete sich danach selbst. In dem minutenlangen Dauerfeuer wurden zudem mehr als 500 Menschen verletzt. Es war der schlimmste Massenmord in der US-Kriminalgeschichte.

Amok-Massaker-Muster

Der Tat des 64-Jährigen  könnte eine psychische Erkrankung oder das Gefühl des Unverstanden- bzw. Gekränktseins zugrunde liegen. Das meinte der Psychiater Reinhard Haller. "Vorläufig kann man aber nur spekulieren", schränkte der Experte ein.

Der Mann wurde als Stephen Paddock identifiziert, der in den letzten Jahren rund 80 Meilen nordöstlich von LasVegas in einer rund 14.000 Einwohner zählenden Stadt namens Mesquite lebte. "Falls der Mann an einer psychischen Erkrankung - etwa einer wahnhaften Störung - gelitten hat, müsste eine umfangreiche Dokumentation vorliegen. Denn dass eine solche Erkrankung erst in diesem Alter manifest wird, wäre extrem ungewöhnlich", erläuterte Haller im Gespräch mit der APA. "Die Tat fügt sich in das Amok-Massaker-Muster ein", sagte der Psychiater, der den Täter als "Massakristen" bezeichnete. Ein solcher verschanzt sich an einem Ort und tötet wahllos Menschen aus einer Menge - im Gegensatz zu einem Amokläufer, der sich bewegt und ebenfalls wahllos Menschen angreift, die ihm begegnen.

Zur falschen Zeit am falschen Ort

In beiden Fällen ist den Opfern gemeinsam, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. "Die Tat in LasVegas war offenbar gegen eine feiernde, fröhliche, 'heile' Welt gerichtet", sagte Haller. Für den Täter seien das Musikfestival und dessen Besucher möglicherweise das Symbol einer Welt gewesen, die für ihn kein Verständnis hatte und an der er sich rächen wollte nach dem Motto: Denen werde ich es zeigen. Haller verglich die Tat in dieser Hinsicht mit dem Bombenattentat in Manchester. In der englischen Stadt hatte im Mai hatte ein 22 Jahre alter Brite mit libyschen Wurzeln bei einem Bombenattentat nach einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Zu den Opfern zählten auch Kinder und Jugendliche.

"Solche Täter sind in der Regel extrem verbittert", erklärte der Psychiater. Sie wollten Rache nehmen an jenen, sich sie für ihr eigenes Unglück verantwortlich machen. "Ungewöhnlich ist in LasVegas das hohe Alter des Täters", sagte Haller, den das Massaker in LasVegas an die Tat des 25-jährigen Charles Whitman erinnerte. Der ehemalige Scharfschütze der Marines hatte 1966 vom Hauptgebäude der University of Texas in Austin, einem Hochhaus, geschossen und 16 Menschen getötet. "Bei ihm ist dann ja ein kleiner Gehirntumor festgestellt worden", sagte Haller.

(APA)

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