Sturm "Xavier": "Das habe ich noch nie erlebt"

Sturmtief Xavier
Sturmtief XavierAPA/dpa/Markus Tischler
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Sturmtief "Xavier" hat die beiden größten Städte Deutschlands mit voller Wucht getroffen. Es sterben mindestens sieben Menschen. Berlin ruft den Ausnahmezustand aus.

Das Sturmtief "Xavier" über Deutschland hat am Donnerstag mindestens sieben Menschen das Leben gekostet. Die Berliner Feuerwehr rief den Ausnahmezustand aus. Die Hamburger Feuerwehr forderte die Bevölkerung zeitweise auf, wegen des Sturms nicht vor die Tür zu gehen. Orkanböen rissen Bäume aus, ließen Motorräder und Fahrräder durch die Luft wirbeln, fegten Blumenkästen hinweg.

Tausende Menschen hatten zeitweise Probleme, von der Arbeit oder der Schule nach Hause zu kommen, weil Busse und Bahnen nicht fuhren. Stundenlang saßen sie auf Bahnhöfen in den nord- und ostdeutschen Großstädten fest. In Nordrhein-Westfalen waren 370 Menschen gezwungen, die Nacht in zwei ICE zu verbringen.

Die Deutsche Bahn stellte den Zugverkehr in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns sowie die wichtigen Fernverkehrsstrecken Berlin-Hamburg sowie Berlin-Hannover ein. Auch am Freitagmorgen waren im Norden und Osten Deutschlands noch immer zahlreiche Bahnstrecken unterbrochen, aber auch der Nahverkehr war weiterhin stark betroffen. In Berlin und Brandenburg kam es im gesamten S-Bahnnetz zu massiven Behinderungen.

Sturmtief Xavier
Sturmtief XavierAPA/dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Busse und Straßenbahnen in der deutschen Hauptstadt standen stundenlang still. Ein Berliner Busfahrer sagte seinen Gästen auf der Linie M29 durch: "Liebe Fahrgäste, ich fahr seit dreißig Jahren Linienbus, aber das habe ich noch nicht erlebt: Der Busverkehr wird eingestellt, bitte steigen Sie alle aus." Erst nach 19.00 Uhr fuhren die ersten Buslinien wieder.

Vier Tote im Bundesland Brandenburg

Während der Nacht waren nach Angaben der Bahn Hunderte Mitarbeiter mit 20 Reparaturzügen im Dauereinsatz, um die blockierten Strecken von umgestürzten Bäumen freizuräumen und Oberleitungen zu reparieren. Für Reisende, die ihre Fahrt am Donnerstagabend nicht fortsetzten konnten, stellte die Deutsche Bahn zahlreiche "Hotelzüge" für die Tausenden gestrandeten Menschen zur Verfügung, darunter in Berlin, Köln, Hamburg und Leipzig.

Allein in Hamburg habe die Feuerwehr in zwei Stunden mehr als 700 sturmbedingte Einsätze gehabt, sagte ein Sprecher. Das sei normalerweise die Zahl eines ganzen 24-Stunden-Tages. Bis zum späten Nachmittag waren es dann bereits über 900 Einsätze. Die Berliner Feuerwehr arbeitete zwischen 16.00 Uhr und 19.00 Uhr 705 Einsätze ab.

Vier Tote gab es allein im Bundesland Brandenburg. Ein 72 Jahre alter Mann wurde bei Hoppegarten von einem Baum erschlagen, als er Äste von der Straße entfernen wollte. Nahe Gransee nördlich von Berlin fiel ein Ast in eine Windschutzscheibe und tötete einen Menschen. Zudem wurde in derselben Region eine Frau in einem Auto von einem Baum erschlagen. Ein weiterer Mensch kam bei Müllrose ums Leben. In Berlin starb eine Frau, als ein Baum auf ihr Auto stürzte. In Hamburg wurde ebenfalls in einem Wagen eine 54-jährige Frau getroffen und getötet. Das Opfer hatte als Beifahrerin darin gesessen. In der Nähe von Schwerin wurde ein Lastwagenfahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen.

Bäume stürzten auf Stromleitungen

Bei mehreren Flughäfen war der Betrieb ebenfalls beeinträchtigt. Besonders heftig wehte der Wind im Oberharz und auf dem Brocken. Dort warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor extremen Orkanböen. Es seien bereits Spitzengeschwindigkeiten von knapp 180 Kilometern pro Stunde auf dem Brocken gemessen worden, sagte ein DWD-Meteorologe in Leipzig. Auch über flacheren Regionen brauste "Xavier" hinweg.

Auch in Hannover und anderen Städten Niedersachsens rückten die Einsatzkräfte wegen verunglückter Autofahrer, umgestürzter Bäume und abgerissener Dachverkleidungen aus. In Sachsen-Anhalt stürzten Bäume in Stromleitungen. Im Norden des Bundeslandes waren Tausende Haushalte ohne Strom. Besonders betroffen war die Altmark, wie eine Sprecherin des Netzbetreibers Avacon sagte.

(APA/dpa)

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