Autobombe tötet Panama-Papers-Aufdeckerin, "weil sie für Rechtsstaat stand"

REUTERS/Darrin Zammit Lupi
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Daphne Caruana Galizia hatte zu den Panama-Enthüllungen auf Malta beigetragen. In ihren Artikeln prangerte sie wiederholt Korruption an. Ihre Tochter meldete sich auf Facebook zu Wort.

Nach dem Tod einer Journalistin durch eine Autobombe in Malta vermutet ihre Familie das Motiv für den Anschlag in ihren Recherchen gegen Korruption in dem EU-Land. "Meine Mutter wurde ermordet, weil sie zwischen dem Rechtsstaat und jenen stand, die ihn verletzen wollen", schrieb der Sohn von Daphne Caruana Galizia am Dienstag auf Facebook.

Die 53-Jährige starb am Montag durch eine Bombe in ihrem Wagen, kurz nachdem sie ihr Haus im Norden der Insel verlassen hatte. Sie war die bekannteste Investigativ-Journalistin Maltas und prangerte in ihren Artikeln wiederholt Korruption auf der Mittelmeerinsel an.

Die EU-Kommission äußerte sich entsetzt über die Tat. Auch der maltesische Ministerpräsident Joseph Muscat, der von Caruana Galizia ebenso kritisiert worden war wie Oppositionspolitiker, zeigte sich betroffen: "Jeder weiß, dass Caruana Galizia eine scharfe Kritikerin von mir gewesen ist, sowohl politisch als auch persönlich, aber niemand kann diesen barbarischen Akt auf irgendeine Art rechtfertigen", sagte Muscat, dessen Land bis Ende Juni die EU-Ratspräsidentschaft ausgeübt hat.

FBI soll bei Ermittlungen helfen

Die maltesischen Behörden haben Hilfe von niederländischen Gerichtsmedizinern und Beamte der US-Bundespolizei FBI angefordert, die am Dienstag auf der Mittelmeerinsel eintreffen sollten. "Überall, wo du jetzt hinschaust, sind Gauner", schrieb die Journalistin in ihrem Blog eine halbe Stunde vor der Explosion der Autobombe. "Die Lage ist hoffnungslos." Dem staatlichen TV-Sender TVM zufolge hatte sich Caruana Galizia vor zwei Wochen an die Polizei gewandt, weil sie Morddrohungen erhalten habe.

Am Dienstag nahmen mehrere tausend Menschen an Mahnwachen teil. In der Stadt Sliema im Nordosten der Mittelmeerinsel hielten die Teilnehmer einer Mahnwache am Montagabend Kerzen in den Händen, sie legten Blumen und Beileidsbekundungen nieder. "Wenn die Menschen ihre Regierung fürchten, ist das Tyrannei, wenn die Regierung die Menschen fürchtet, ist das Freiheit", war auf einem Schild zu lesen, das mit Blumen und Kerzen am Straßenrand hinterlassen wurde.

Regierungschef durch Affäre angepatzt

Die 53-jährige Internet-Bloggerin, die als Journalistin auch für andere Medien tätig war, hatte mit ihren Berichten erreicht, dass Muscat wegen der Vorwürfe im Zusammenhang mit den "Panama Papers" vorgezogene Neuwahlen ansetzte. Unter anderem steht seine Frau im Verdacht, Bestechungsgelder auf geheimen Konten in Panama versteckt zu haben. Vorwürfe im Zusammenhang mit Off-Shore-Konten richteten sich auch gegen den Energieminister sowie gegen Muscats Kabinettschef Keith Schembri.

Aus der vorgezogenen Parlamentswahl im Juni ging Muscats Arbeiterpartei trotz der Korruptionsvorwürfe als Siegerin hervor. Es war das erste Mal seit der Unabhängigkeit des Inselstaats von Großbritannien 1964, dass die Arbeiterpartei zwei Wahlen in Folge gewann. Muscat hatte die Vorwürfe kategorisch bestritten und für den Fall, dass sie sich als wahr erweisen sollten, seinen Rücktritt angekündigt.

(APA/dpa/AFP)

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